Eigentlich wissen wir seit Jahrzehnten, dass wir uns mit unserer Bürokratie und der diese ausübenden Verwaltung oft selbst im Wege stehen. Denn spätestens mit dem Film „Der Hauptmann von Köpenick“ 1956 wurde den Deutschen der Spiegel vorgehalten. Der arme Schuhmacher Voigt, der keinen Pass bekam, weil er keine Arbeit hatte, der aber auch keine Arbeit bekam, weil er keinen Pass hatte. Viel hat sich seitdem leider nicht geändert. Zwar fordert vor allem die Wirtschaft gebetsmühlenartig einen massiven Bürokratieabbau, doch in einem bürokratischen System scheint das fast unmöglich. Denn Bürokraten müssten das sie ernährende System selbst abbauen. Aber es gibt Hoffnung: Wenn es Politik und Verwaltung schon nicht gelingt, die Zahl der Regelungen zu minimieren, dann sollte es das Ziel sein, die Durchsetzung und Anwendung der Regeln so effizient und reibungslos wie möglich zu gestalten. In Ländern, in denen das gelingt, ist Bürgern und Unternehmen die Regelungswut dann letztlich egal. Sie hat für sie ja keine negativen Konsequenzen, haben Forscher herausgefunden. Eine solche Verwaltung in Deutschland zu realisieren muss der Anspruch der Bürger an die Politik sein. Sonst bleibt als Ausweg nur die Hauptmanns-Uniform vom Kostümverleih.jolf.schneider@insuedthueringen.de