Königin Camilla Die Frau, die Großbritanniens Monarchie zusammenhält

Theresa Schäfer

Die Gesundheit geht vor: König Charles III. und Prinzessin Kate können derzeit keinen vollen Einsatz für die Krone bringen. Auch Prinz William tritt kürzer. Königin Camilla springt für sie in die Bresche.

 
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„All hands on deck“ – in diesen Tagen ist jeder wichtig im Hause Windsor. Denn die prominentesten Player der britischen Königsfamilie sind ja bekanntermaßen verhindert. Die Hauptperson: König Charles III. muss sich einer Krebsbehandlung unterziehen. Die Sympathieträgerin: Auch bei Prinzessin Kate wurden Krebszellen entdeckt, die 42-Jährige wird mit einer sogenannten adjuvanten Chemotherapie behandelt. Und der Statthalter: Prinz William steht seiner Frau zur Seite und kümmert sich auf dem Landsitz Anmer Hall um die drei Kinder.

Umso wichtiger ist eine: Königin Camilla, die 75-jährige Ehefrau des Monarchen. Längst ist das offizielle Beiwörtchen „Consort“ weggefallen, Camilla ist jetzt einfach Queen. Und als solche hält sie die „Firma“, wie die Windsors das Familienunternehmen Monarchie intern nennen, in diesen Krisenzeiten zusammen.

Zwar zeigte sich König Charles III. an Ostern guter Dinge und augenscheinlich vital beim Kirchgang und soll bereits Pläne für eine Australienreise im Herbst machen. Doch derzeit ist Camilla noch viel solo unterwegs: Ende Februar empfing sie in Clarence House Olena Selenska, die Frau des ukrainischen Präsidenten. Vor Ostern besuchte sie Nordirland, die Isle of Man und die Grafschaft Shropshire im Westen Englands. Bei ihren „royal walkabouts“ schüttelte sie Hände und nahm Gute-Besserung-Karten für ihren Mann und Prinzessin Kate entgegen. Wo sie Station machte, ballten sich die Menschen, um der Königin nahe zu sein, ein Lächeln oder gar einen Händedruck zu ergattern.

Von der Boulevardpresse geschmäht

Dass es so kommen würde, war keinesfalls vorgezeichnet, ganz im Gegenteil. Vor drei Jahrzehnten war Camilla Parker Bowles die meistgehasste Frau Großbritanniens. Die unerbittliche britische Boulevardpresse schmähte sie wahlweise als „The Rottweiler“, aber auch als „Pferd“ oder „Schlaftablette“. Sie nahm es stoisch hin. Was tut man nicht alles für die wahre Liebe? Die dauert im Fall von Camilla und Charles bereits über ein halbes Jahrhundert.

An Ostern zeigte sich König Charles III. endlich wieder öffentlich. Foto: AFP/Hollie Adams

Camilla Shand, höhere Tochter aus East Sussex, lernte den britischen Thronfolger Anfang der 1970er Jahre kennen. Dass sie ihn mit den Worten angesprochen haben soll „Wissen Sie, Sir, meine Urgroßmutter war die Mätresse Ihres Ur-Urgroßvaters. Also, wie wär’s?“, klingt charmant, ist aber wahrscheinlich nicht wahr. Aber wie King Edward VII. Camillas Vorfahrin Alice Keppel verfiel, war auch Charles sofort verzückt von der selbstbewussten, burschikosen und witzigen Camilla. Gyles Brandreth, der Biograf des Königs, sagte in einem Interview, die Anziehungskraft zwischen den beiden sei „unmittelbar, gegenseitig und leidenschaftlich“ gewesen.

„Ehe zu dritt“

In einer Ehe mündete die Liebelei bekanntermaßen nicht. Stattdessen heiratete Charles die blutjunge Diana Spencer. Die Ehe produzierte „an heir and a spare“, William und Harry, war aber ansonsten spektakulär unglücklich und endete mit der Trennung 1992. Für das Leid ihrer „Königin der Herzen“ machten viele Diana-Fans Camilla verantwortlich, die irgendwann nach Harrys Geburt wieder in Charles’ Leben getreten war. Eine „Ehe zu dritt“ sei das gewesen, beklagte Diana 1995 in ihrem berüchtigten „Panorama“-Interview.

Königin an der Wursttheke: Camilla im nordirischen Belfast. Foto: Cover Images/IMAGO

2025 feiern König und Königin ihren 20. Hochzeitstag. Dabei war es nach Dianas Unfalltod im Jahr 1997 zunächst undenkbar, dass es überhaupt eine offizielle Zukunft für die Beziehung von „C&C“ geben könnte. Doch Charles setzte sich durch. In Clarence House machte man sich diskret, aber beharrlich an das Projekt, Camilla von einer „persona non grata“ zur offiziellen Frau an Charles’ Seite zu machen. Erfolgreich: Als sich die beiden schließlich 2005 in einer bescheidenen Zeremonie auf Schloss Windsor das Ja-Wort gaben, hatte sich nicht nur Queen Elizabeth II. mit dem Arrangement versöhnt, sondern auch die meisten im Volk.

Die weise Elizabeth II. beerdigte noch zu Lebzeiten eine weitere potenzielle Debatte: Sie verfügte, dass Camilla nach ihrem Tod den Ehrentitel „Queen“ führen sollte.

Den Rest hat Königin Camilla selbst geschafft: Mit ihrem trockenen Humor und ihrer Bodenständigkeit findet sie schnell einen Zugang zu den Menschen. Sie engagiert sich für Frauen, die Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt geworden sind, und für die Älteren in der Gesellschaft. Sie ist die Schirmherrin von über 90 Organisationen. Ihr Mann preist sie als „beste Zuhörerin der Welt“. Wenn er über sie spricht, nennt er sie stets „my darling wife“. In einer YouGov-Umfrage liegt Camillas Beliebtheitswert inzwischen bei 50 Prozent. Damit rangiert sie weit vor Prinz Harry, Herzogin Meghan und Prinz Andrew.

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