In der klassischen Wirtschaftslehre gibt es den Begriff der Konjunkturüberhitzung. Er beschreibt die Phase des Aufschwungs, in der es richtig brummt. Kennzeichen: Rasch steigende Profite, schnelle Produktionsausweitung, verstärkte Nachfrage nach Arbeitskräften, ansteigende Inflation. Danach kommt der Abschwung. Den will niemand.

Zeichnet sich eine Überhitzung der deutschen Wirtschaft ab, kann die Zentralbank gegensteuern und zum Beispiel die Zinsen erhöhen. Auch der Staat hat Möglichkeiten zur Dämpfung, etwa Steuererhöhungen. Einzelne Bosse verfügen nicht über derlei Repertoire. Falls es in ihren Firmen brummt, haben sie aber andere Möglichkeiten, dämpfend auf die Belegschaft zu wirken. Sie brauchen nur auf Lob und Anerkennung zu verzichten, sofort sinken Motivation und Produktivität im Betrieb. Eine Studie hat jetzt ergeben, dass diese Form der Abkühlung in vielen Betrieben der Republik genutzt wird. Ebenfalls motivationsdämpfend: die Mitarbeiter bei Entscheidungsprozessen außen vor lassen. Im Nu ist die Aufbruchsstimmung im Betrieb gestoppt, stattdessen quälen sich die Beschäftigten nur noch in die Firma. Supermanager, die ganz auf Nummer sicher gehen möchten, können die Beschäftigten noch regelmäßig zusammenstauchen. Den kleinen Würstchen immer zeigen, dass sie kleine Würstchen sind - da rutscht das Betriebsklima unter den Gefrierpunkt. Das bannt dann die Überhitzungsgefahr auf Jahre.