Anfrage an den Sender Jerewan: Muss es zweimal im Jahr eine Steuerschätzung geben? Die Antwort: im Prinzip nein. Aber besser sind zwei. Eine im Mai, damit der Finanzminister einen Haushaltsentwurf vorlegen kann. Und eine im November, damit die Koalitionsfraktionen auch noch ein Wörtchen mitreden können. Wenn es gut läuft, können sie sogar noch etwas verteilen und alle sind glücklich. Soweit der Witz.

Dass Traurige an der Geschichte: Die Realität in Thüringen scheint nicht allzu weit davon entfernt. Nur gibt es dabei ein kleines Problem: Es gibt eigentlich nichts zu verteilen. Das Land hat nach wie vor zwischen 16 und 17 Milliarden Euro Schulden und damit fast doppelt so viel wie das Haushaltsvolumen. Auch wenn jetzt 55 Millionen Euro mehr Steuereinnahmen prognostiziert werden. Na prima, sollte man meinen, da kann man endlich mal einen kleinen Teil der Schulden tilgen. Pustekuchen. Stattdessen bekommt man in den Koalitionsfraktionen große Augen und Fantasien, was man mit dem Geld alles machen könnte.

Erst waren es die Kommunen, jetzt sind es plötzlich noch die Straßen. Und das von der Partei, die meint - mit welchem Recht eigentlich? - sie sei die Partei der Schuldenbremse. Die Schuldenbremse sieht aber eigentlich vor, dass in guten Zeiten die Schulden zurückgezahlt werden müssen, die in schlechten Zeiten aufgenommen worden sind. Es schwant einem schon: Viel wird möglicherweise nicht für die Tilgung übrig bleiben. Womit ein anderer Witz an Brisanz gewinnt. Anfrage an den Sender Jerewan: Kann Thüringen pleitegehen? Antwort: im Prinzip nein. Aber das liegt daran, dass Thüringen "eingelandet" wird, bevor es pleitegeht.