Kartrennen in Sonneberg Weihnachten steht die Entscheidung

Rasend schnell: Christopher Mark. Foto: Camera900/Carl-Heinz Zitzmann

Zum 10. Jubiläum des Kartrennens in Sonneberg fahren die Friedberg Flitzer aus Suhl erstmals auf Platz eins der Amateurwertung. Und was passiert 2024?

 
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Solche Gefühlsachterbahnen kann der Motorsport fahren: Da Tim Leipziger, dessen Siegträume an einer Betonwand zerschellten und der nun mit einer gebrochenen Hand zu Hause sitzt; und dort die Fahrer eines anderen Suhler Kart-Teams, das auf dem Gipfel angekommen ist und die Sektdusche als Lohn genießen kann. So eng lagen Triumph und Niederlage bei der zehnten Jubiläumsauflage des Citykartrennens „Rund ums Sonneberger Reiterlein“ am vergangenen Wochenende beieinander.

„Es war ein schwerer Kampf“, sagt ein immer noch erschöpfter Matthias Heim zwei Tage nach dem Sechs-Stunden-PS-Marathon. Heim, einer der beiden Teamchefs der Friedberg Flitzer von SD Racing/Klink & Heim, weiß, dass es an jenem Sonntag auch ganz anders hätte ausgehen können.

Als Tim Leipziger vom Team Toschis Station gut eine Stunde vor Rennende in einer 180-Grad-Kurve zum Überholen ansetzt, liegt das zweite Suhler Team gut 20 Sekunden vor den Männern vom Friedberg. Und ihr bester Fahrer, Martin Reckel, sollte erst noch kommen. Doch in jener Haarnadelkurve nahm die Geschichte des Tages eine andere Wendung. „Ich wollte innen überholen. Als ich bei 90 Grad war, rammte mich ein Kart von hinten. Ich bin gerade durch in die Betonwand gefahren“, sagt Leipziger. In einem normalen Pkw würde man nun im besten Fall die Hände vom Lenkrad nehmen. In diesen Karts ist das nicht möglich, denn die Fahrer sind nicht angeschnallt. Wer sich nicht festhält, kann aus den 6,5 PS-Maschinen, die in der Spitze mehr als 50 Stundenkilometer erreichen, hinausgeschleudert werden. Leipziger behält die Hände am Steuer und kriegt so die ganze Wucht des Aufpralls zu spüren. „Ich bin kurz darauf in die Box, habe erst mal nichts gemerkt. Das kam erst in der Nacht.“

Martin Reckel übernimmt, doch die Probleme nehmen kein Ende. Das neue Kart lenkt nicht korrekt, muss in der Box getauscht werden. Der Sieg in der Amateurwertung ist endgültig futsch. Und für die Friedberg Flitzer nimmt Christopher Mark die letzten Kilometer in Angriff – laut Teamchef Matthias Heim ein herausragender Fahrer. Und weil noch eine mögliche, 30-sekündige Stop-and-Go-Strafe für Klink & Heim im Raum steht, da ein Fahrer angeblich während einer Gelbphase überholt haben soll, drückt Mark das Gaspedal extra tief durch. Die 273. von 290 Runden wird mit 58,93 Sekunden die schnellste des Tages für die Friedberg-Crew. Ein rund 45 Sekunden großes Polster fährt Mark heraus. Platz eins ist den Suhlern nicht mehr zu nehmen. Das Wochenende ist perfekt: Bereits am Samstag hat das Team seinen Titel bei der Bürostuhl-Weltmeisterschaft verteidigt. Nun stehen Thomas Lohfink, Christopher Mark, Robert Hynek und Simon Rubner auch nach dem Kartrennen im fünften Anlauf ganz oben auf dem Treppchen, sind das beste von 22 Amateurteams und lassen sogar vier der sieben Profiteams hinter sich. Toschis Station belegt mit 287 gefahrenen Runden Rang fünf.

Was kann nach dem Amateurtitel jetzt noch kommen? Matthias Heim gibt sich noch unschlüssig, schwankt zwischen „Auf dem Höhepunkt aufhören“ und den Sprung ins Feld der Profis wagen. „Es könnte passieren. Vielleicht hören wir aber auch auf. Das überlegen wir uns in Ruhe.“

Die Jungs trainieren weiter

Ein automatisches Aufrücken in die Profiwertung gebe es jedenfalls nicht, bestätigt Gesamtleiter Markus Grünewald und verweist auf das Reglement. Hierin heißt es: „Sobald zwei Fahrer eines Teams an mehr als drei Kartrennen im Jahr teilnehmen, wird das Team automatisch in der Pro-Wertung gewertet.“ Diese Vorgabe erfülle man nicht, sagt Matthias Heim. Doch während der Senior noch vorsichtig auf die Bremse tritt, hört man bei Sohn Sebastian Heim, dem zweiten Teamchef, schon ein klein wenig den inneren Motor aufheulen: „Unterm Weihnachtsbaum soll eine Entscheidung stehen. Bis dahin läuft die Anmeldung. Die Jungs trainieren aber auch so weiter.“

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