Man stelle sich das einmal vor: Hansi Flick, der Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, hält zwischen einem Lehrgang und einer Auslandsreise zu einem wichtigen Turnier in Südthüringen an, um zwei Tage lang knapp drei Dutzend Kinder noch mehr für den eigenen Sport zu begeistern. Jörg Roßkopf muss ein wenig schmunzeln, als wir nach Teil eins der Tischtennis-Erlebnistage in Zella-Mehlis den Vergleich mit dem großen Fußball anbringen. Das hätte Hansi Flick und der Fußball kaum nötig, meint Roßkopf, seit 2010 Bundestrainer der deutschen Tischtennis-Nationalmannschaft. Nicht nur wegen der Unsummen, die auf und neben dem Rasen verdient werden, sondern auch, weil die deutsche Volkssportart Nummer eins deutlich weniger Nachwuchssorgen habe. Tischtennis, Roßkopfs Sport, dagegen schon. 1989, als er als damals 19-Jähriger mit Doppelpartner Steffen Fetzner in der ausverkauften Westfalenhalle in Dortmund an der Platte stand und den bis heute einzigen Weltmeistertitel für Deutschland gewann und die Nation elektrisierte, zählte der Deutsche Tischtennis-Bund danach mehr als 800 000 Mitglieder. 2022 waren es noch 506 126. Woran das liegt und ob es je wieder einen deutschen Tischtennis-Weltmeister geben wird, haben wir Jörg Roßkopf in Zella-Mehlis gefragt.