Jena Die Stehaufmännchen von der Saale

Dramatischer geht es nicht: Durch ein Tor in der Nachspielzeit rettet Fußball-Drittligist Carl Zeiss Jena ein 3:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern.

 
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Jena - Wenn die Spielzeit zur Neige geht und das Ergebnis eigentlich schon festzustehen scheint, fallen die Tore, die man so schnell nicht vergisst. Ende Juli, am 1. Spieltag der Saison gegen Großaspach, reizte der FC Carl Zeiss Jena sein Glück bis in die sechste Minute der Nachspielzeit aus. Dann avancierte Dominik Bock zum Helden und traf zum 3:2-Siegtreffer für die Saalestädter. An diesem Samstag stand Felix Brügmann spät, aber nicht zu spät (90.+2) an der richtigen Stelle. Der Stürmer, der im Sommer vom Berliner AK aus der Regionalliga gekommen war, köpfte den Ball freistehend aus Nahdistanz in die Maschen und ließ das Ernst-Abbe-Sportfeld beben, denn ihm gelang gegen den 1. FC Kaiserslautern der verdiente Ausgleich zum 3:3.

"Ich freue mich riesig, dass es mit dem Tor noch geklappt hat", strahlte Brügmann nach dem Spektakel vor gut 8000 Zuschauern. "Wir hatten zuvor zweimal in Folge verloren, obwohl wir gerade in der vergangenen Woche beim 0:2 in Braunschweig aus meiner Sicht Punkte verdient gehabt hätten. Da ist es vor allem für die Moral unglaublich positiv, dass wir uns nun gegen Lautern belohnt haben."

Ehrung für einen Ex-Jenaer

Los ging es mit der Ehrung für einen Profi des Gegners. Timmy Thiele, der seit Juli das Trikot der "Roten Teufel" trägt, wurde als bester Jenaer Spieler der Saison 2017/2018 ausgezeichnet und mit Beifall der Fans überhäuft, obwohl er Thüringen den Rücken gekehrt hat. Danach kam die Partie zügig ins Rollen. Thiele auf der einen und Phillip Tietz auf der anderen Seite hatten die Führung auf dem Fuß, die letztendlich Mads Albaek erzielte. Der Däne in Pfälzer Diensten verwertete ein Thiele-Zuspiel zum 0:1 in der 37. Minute und traf in einer Phase, in der eigentlich die Hausherren am Drücker waren. Lange währte der Jenaer Schockzustand allerdings nicht, denn noch vor der Pause schlug Firat Sucsuz (44.) zurück. Eine Flanke des starken Rechtsverteidigers Matthias Kühne nahm der in Berlin geborene Deutsch-Türke volley und glich zum 1:1 aus.

Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie ebenso intensiv wie sehenswert. Beide Klubs spielten auf Sieg - und die erste Gelegenheit besaßen die Gäste durch Hendrick Zuck, dessen Linksschuss am Querbalken landete. Alles in allem hinterließ jedoch der FC Carl Zeiss den zwingenderen Eindruck. Dies manifestierte sich in der 77. Minute schließlich auch im Ergebnis, als Manfred Starke trocken mit dem rechten Fuß abzog und seinen dritten Saisontreffer markierte.

Sollte das die Vorentscheidung gewesen sein? Mitnichten, denn der FCK ruckte nun spürbar an und wollte mit aller Macht eine weitere Niederlage verhindern, die im Umfeld des ambitionierten Traditionsvereins für ein weiteres Anwachsen der Unruhe gesorgt hätte. Beim Bemühen, das Blatt zu wenden, zeigte Trainer Michael Frontzeck ein glückliches Händchen, indem er mit Elias Huth den vierten Ex-Thüringer nach Thiele, Jan Löhmannsröben und Theodor Bergmann aufs Feld schickte. Der frühere Erfurter brauchte nach seiner Einwechslung nur vier Minuten, um per Flachschuss das 2:2 zu markieren. Noch unbeliebter machte er sich beim Jenaer Anhang, als er sträflich freistehend das 3:2 köpfte (88.) und die neuerlichen Nachlässigkeiten in der Hintermannschaft der Einheimischen bestrafte. Die Blau-Gelb-Weißen stellten jedoch ihre hohe Moral unter Beweis, warfen nun alles nach vorn und hatten mit dem zur Pause ins Spiel gekommenen Brügmann einen Knipser der Kategorie "steht dort, wo ein Stürmer stehen muss".

Während sich die Lauterer wie schon am Montagabend gegen Fortuna Köln kurz vor Schluss das 3:3 einfingen und entsprechend frustriert die Heimreise antraten, war der Jenaer Trainer Mark Zimmermann angetan vom Auftritt seiner Schützlinge: "Höchsten Respekt an meine Mannschaft, so spät zurückzukommen. Mit der Leistung bin ich über weite Strecken zufrieden - und das gegen einen absoluten Top-Gegner."

Jena: Coppens - Kühne (75. Bock), Slamar, Grösch, Cros - Erlbeck (59. Pannewitz), Eckardt - Wolfram, Sucsuz - Starke, Tietz (46. Felix Brügmann)

Kaiserslautern: Hesl - Dick, Kraus, Gottwalt, Sternberg - Albaek (65. Fechner), Löhmannsröben (78. Huth) - Hemlein (65. Zuck), Bergmann - Kühlwetter, Thiele

Börner (Dortmund) - 8093 - 0:1 Kühlwetter (38.), 1:1 Sucsuz (44.), 2:1 Starke (77.), 2:2, 2:3 Huth (82., 88.), 3:3 Felix Brügmann (90.+2)

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