In der Volkshochschule Suhl: Postsowjetische Lebenswelten

In den Fluren der Suhler Volkshochschule ist eine neue Ausstellung zu sehen, die die Zeit nach dem Ende der Sowjetunion aufgreift. Foto: frankphoto.de

Die Volkshochschule Suhl zeigt gerade eine Ausstellung über Gesellschaft und Alltag nach dem Ende der Sowjetunion. Interessierte können die Schau ab September buchen.

 
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Suhl - Das Ende der Sowjetunion im Dezember 1991 ist Ausgangspunkt der Ausstellung „Postsowjetische Lebenswelten. Gesellschaft und Alltag nach dem Kommunismus“. Die Schau widmet sich dem historischen Wandel, den die fünfzehn Nachfolgestaaten seitdem durchlaufen haben. Geografisch reicht der Blick damit von Osteuropa über den Kaukasus bis nach Zentralasien. Er schließt Staaten ein, deren Größe und Einwohnerzahl, Nationalgeschichte und kulturelle Prägungen, aber auch wirtschaftliche Ausgangspositionen kaum unterschiedlicher sein könnten. Umso eindrücklicher sind die Gemeinsamkeiten, die den Alltag dieser Gesellschaften vor allem in den 1990er Jahren prägten.

Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf den sozialen Ausnahmezustand jenes Jahrzehnts, in dem die Menschen den Härten des Staatszerfalls und einem Markt ohne Recht ausgeliefert waren. Sie nimmt die Lebensverhältnisse in den Blick und macht die Wanderungsbewegungen sichtbar, die Menschen auf der Suche nach Arbeit und Wohlstand die Heimat verlassen ließen. Der Raubzug der Mafia und die Selbstbereicherung früherer Funktionäre, die das Staatseigentum privatisierten, sind ebenso Thema wie die ethnischen Konflikte und regionalen Kriege, die häufig mit dem russischen Hegemoniestreben verbunden waren und sind.

Die Schau zeigt, wie mit Geschichte, aber auch mit Religion Politik gemacht wird, wie der demokratische Aufbruch gelang, aber auch, wie neue Autokratien entstanden. Medien- und Öffentlichkeit, Konsum- und Popkultur, ökologische Altlasten, die Frauenemanzipation sowie bemerkenswerte Fortschritte im Bereich der Digitalisierung werden ebenso auf den 20 Ausstellungstafeln dargestellt.

130 Fotos

Das Konzept der Ausstellung sowie deren Texte stammen von Jan C. Behrends vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam. Der Osteuropahistoriker hat gemeinsam mit dem Kurator der Ausstellung Ulrich Mählert die 130 zeithistorischen Fotos ausgewählt, die im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Unterstützt wurden sie dabei von Cora Litwinski (ZZF). Die Gestaltung der Ausstellung besorgte der Leipziger Grafiker Thomas Klemm. Herausgeber sind die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Internetplattform dekoder.org.

Die Ausstellung kann ab sofort vorbestellt werden. Sie steht ab 15. September für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zur Verfügung. Die Schau ist das ideale Medium, um sich in Schulen und an öffentlichen Orten – etwa in den Foyers von Rathäusern, in Volkshochschulen, Stadtbibliotheken, Kulturzentren oder Kirchen – mit der jüngsten Zeitgeschichte einer Weltregion vertraut zu machen, die auf vielfältige Weise mit unserem Alltag verbunden ist.

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