Ilmenau/Arnstadt Klare Berufsunterschiede bei Jobangeboten

Sommerlicher Arbeitslosenrückgang im Ilm-Kreis; hat dies Chancen bis zum Herbst? Die Stellenangebote steigen wieder leicht, ob da eine mögliche zweite Corona-Welle mit eingepreist ist, bleibt jedoch offen. Und es gibt deutliche Unterschiede bei Berufen.

 
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Ilmenau/Arnstadt - Es gibt nicht wenig warnende Stimmen vor einem drohenden wirtschaftlichen Fiasko, sollte es zu einer zweiten Corona-Welle womöglich im Herbst kommen. Die aktuell bei der Arbeitsagentur eingehenden Stellengesuche von Arbeitgebern stimmen hingegen eher leicht optimistisch. Offen bleibt bei Betrachtung der Lage allerdings, ob offene Stellenzahlen ohne eine Corona-Pandemie derzeit tatsächlicht viel höher wären oder ob Arbeitgeber mit oder ohne Vorsicht auf eine zweite Welle an die Suche nach Mitarbeitern herangehen, denn solche Fragen werden bei der Arbeitsagenturstatistik nicht parallel zu den Datenangaben der Unternehmer beleuchtet. Damit bleiben solche Zusammenhänge und Hintergründe reine Spekulation. Immerhin stimmen die realen Zahlen aber wieder versöhnlicher, nachdem die Stellenangebote zu Beginn der Corona-Pandemie nahezu weggebrochen waren.

243 neue Stellenangebote sind im Juli im Ilm-Kreis hinzugekommen, sieben mehr als im Juni. Vor einem Jahr wurden 57 Stellen mehr gemeldet als diesen Juli. Damit gab es seit Jahresbeginn im Kreisgebiet 1702 neue Stellenangebote. Der aktuelle Bestand freier Stellen wird von der Agentur mit 852 beziffert, 147 weniger als im Juli 2019, doch auch schon im Januar 2020, also noch vor Beginn der Corona-Maßnahmen, lag der Bestand an freien Stellen deutlich niedriger als im Januar 2019 oder auch 2018. Zu beiden vorherigen Jahrersauftakten gab es im Ilm-Kreis eine Auswahl von deutlich über 1000 freien Stellen. Zum Bestand der 852 freien Stellen in der Region beziffert die Agentur 849 als sozialversicherungspflichtig. 687 Stellen seien sofort besetzbar. Von den 243 im Juli neu von Arbeitgebern gemeldeten freien Stellen sind lediglich 77 als sofort besetzbar benannt worden. Immerhin überwiegt aber auch da mit 241 Stellen der Anteil jener, die sozialversicherungspflichtig sind.

Und so wird bei der Arbeitsagentur in Erfurt für den eben abgelaufenen Juli resümiert: "Es zeichnet sich ein positiver Trend bei der Personalsuche der regionalen Unternehmen ab, doch der Stelleneingang ist noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Dieses lag bei durchschnittlich 280 Stellen pro Monat", erläutert Holger Bock, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Erfurt. Gesucht werden derzeit neue Kollegen vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, über Personaldienstleister, im Sozial- und Gesundheitswesen, im Handel, in der Unternehmensverwaltung sowie in Erziehung und Unterricht.

214 Menschen verloren ihre Arbeit im Juli, davon waren vor allem Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe, in der Arbeitnehmerüberlassung, im Handel und in der Logistik betroffen. 171 Menschen konnten eine neue Beschäftigung aufnehmen und ihre Arbeitslosigkeit beenden, so die aktuelle Statistik der Agentur. Doch längst nicht alle Berufe sind am Arbeitsmarkt gleich gut nachgefragt. Beste Chancen auf Vermittlung gibt es im Ilm-Kreis im Bereich Naturwissenschaft, Geografie und Informatik. Da kommen laut Agentur rechnerisch lediglich 0,9 Arbeitslose auf eine freie Stelle. Auch Arbeitslose aus dem Bereich Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung haben recht gute Chancen. Dort stehen rechnerisch 1,9 Arbeitslose einer freien Stelle gegenüber. Völlig anders sieht es bei Land-, Forst-, Tierwirtschaft und Gartenbau aus, wo auf jede freie Stelle rein rechnerisch 10,7 Arbeitslose kommen.

Inzwischen sind mit Lockerung der Corona-Auflagen auch Weiterbildungen wieder möglich. 186 Menschen starteten im Juli im Kreis eine Aus- beziehungsweise Weiterbildung. Das sei den zweiten Monat in Folge ein deutlicher Anstieg. Da Maßnahmeteilnehmer nicht als arbeitslos gezählt werden, entlaste dies die Arbeitslosenzahlen. Schon im Juni hatte Bock angesichts des Starts von 181 Teilnehmern an Weiterbildung festgestellt: "Qualifizierungen konnten in den vergangenen Wochen auf Grund des Lockdowns nicht als Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden. Doch Fahrpraxis am Gabelstapler oder im Lkw erwirbt man nicht virtuell. Erst durch die Lockerungen konnten viele Menschen ihre Weiterbildungen fortführen oder neu beginnen". tom

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