Hospizbegleiter in der Rhön Wenn’s sein muss, wird die Musik ganz laut

Zwei fröhliche Frauen: Irene Schmidt (links) und Elise Schneider arbeiten als Hospizbegleiterinnen. Foto:  

In Kaltensundheim treffen sich regelmäßig ehrenamtliche Hospizbegleiter aus der Rhön. Zum 25-jährigen Bestehen des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes beim Sozialwerk Meiningen hatten sie sich jetzt Gäste eingeladen. Und halfen dabei manchem, ihre Motivation für diese fordernde Aufgabe am Mitmenschen zu verstehen.

 
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Hospiz- und Palliativbegleitung – das heißt beileibe nicht, den ganzen Tag traurig sein, weil man schwere Schicksale miterlebt und mitträgt. Die Frauen (und auch Männer), die sich dieser ehrenamtlichen Aufgabe verschrieben haben, sind lebensfrohe, fröhliche Menschen. Diesen Eindruck kann man jedenfalls mitnehmen, wenn man sie trifft. Kein Wunder also, dass am Mittwoch beim Tag der offenen Tür in der Außenstelle des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes (AHPB) in Kaltensundheim viel gelacht wird, man Menschen begegnet, die mitten im Leben stehen.

Die Entscheidung, sich als Hospizbegleiter ausbilden zu lassen, „die ist gar nicht so schlimm“, sagt Elise Schneider. Eines Tages hat sie sie getroffen, nachdem sie zunächst nur immer die Kontaktdaten zum Sozialwerk Meiningen aus der Zeitung ausgeschnitten hatte – „und ich hab’s keinen Tag bereut.“ Die Kaltennordheimerin gehört zum zweiten Jahrgang der in der Rhön ausgebildeten Ehrenamtlichen, die Menschen beistehen, deren Lebensende nicht mehr weit ist – sei es durch Krankheit oder Alter. 2017 hat sie die Ausbildung beim Sozialwerk Meiningen mit seinen Praxispartnern gemacht. Da bestand die Koordinationsstelle für die Rhön, geleitet von Kornelia Goldermann aus Mittelsdorf, noch in Kaltennordheim. 2019 wurden die ehemaligen, renovierten Räume der VR-Bank in Kaltensundheim im Gebäude der Agrarhöfe bezogen.

Kostet Kraft: Loslassen

Auch Irene Schmidt aus Kaltennordheim trifft sich hier regelmäßig mit den anderen Hospizbegleiterinnen. Ebenso wie Elise Schneider hat sie derzeit laufende Betreuungen. Über Details sprechen sie nicht. Einen Rat geben, ob man sich so etwas zutraut oder nicht, kann nach ihren Erfahrungen niemand – „auch die Kinder nicht.“ „Man muss es ausprobieren“, sagt Elise Schneider. Bei ihr klappt es gut, sich der Betreuten anzunehmen und „dann wieder loszulassen“, erzählt sie. Und wenn es mit Musik im Auto ist. Denn klar ist: „Wen du betreust, der gehört quasi zur Familie. Wenn Du hingehst, brauchst Du volle Konzentration auf die Themen, die den Menschen bewegen.“ Diese seien manchmal ganz banal – allein mit jemandem zu reden, sei für viele der Begleiteten schon eine Hilfe.

Und: Es ist wichtig, dass man auch untereinander spricht, als aktive Hospizbegleiter. Die Arbeit ist fordernd. „Nicht alle, die zu unserer Hospizgruppe gehören, haben derzeit eine Betreuung. Denn manche brauchen wirklich eine längere Auszeit, bis sie sich wieder einlassen können“, sagt Kornelia Goldermann. Die Koordinatorin braucht dafür selbst ein gutes Händchen und soviel Lebenserfahrung, dass sie niemanden überfordert.

Die Treffen in der Kaltensundheimer Außenstelle (oder auch zu anderen Gelegenheiten in Meiningen) sind immens wichtig, um sich untereinander zu stärken, sagt Irene Schmidt. „Und es ist ein gutes Gefühl zu wissen: Was hier gesprochen wird, welche Emotionen es gibt, das bleibt hier im Raum. Es herrscht ein Vertrauensverhältnis, wie wir es vielleicht von früher her mal kannten: offen und ehrlich“, beschreibt sie ein „tolles Klima, das ich nicht missen möchte“. Die Kenntnisse und Erfahrungen aus der Ausbildung haben ihr im Übrigen auch fürs eigene Leben schon sehr geholfen, sagt sie.

Kornelia Goldermann kann das bestätigen: Diejenigen, die sich als Hospizbegleiter engagieren, haben oft schon eine eigene, familiäre Situation zu bewältigen gehabt, die mit Tod und Sterben verbunden war. Kaltensundheims Ortsteilbürgermeister Edgar Gottbehüt, als Gast zum Tag der offenen Tür gekommen, hört der Koordinatorin aufmerksam zu, als sie über ihr Team erzählt, und ist voller Hochachtung vor denen, die anderen Menschen am Ende des Weges ein Stück Lebensqualität geben.

Gut umsorgt im Dorf

Dass in Kaltensundheim auch die Tagespflege des DRK und nächstens eine Seniorenwohngemeinschaft sich um Menschen im hohen Alter bemühen, findet er ein sehr gelungenes Unterfangen in seinem Heimatort. Weitere Gäste am Mittwoch kommen aus der Tagespflege, aus dem DRK-Seniorenklub, vom Stationären Hospiz aus Meiningen, von den Agrarhöfen Kaltensundheim, aus Pflege- und Gesundheitsberufen. Eingeladen worden war aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes.

Als nächstes wird im Übrigen in die Mittelsdorfer Straße zum Trauertreff am 8. Juni und am 16. Juni zum Treff der Hospizgruppe eingeladen. Wer Kontakt zum AHPB finden will, findet diesen leicht: Einfach anrufen unter (03693) 46 54 69. Vielleicht finden sich dabei neue Rhöner Hospizbegleiter, deren Ausbildung – die fünfte – im September beginnt.

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