Schleusingen - Hinter dem Schaufenster des ehemaligen Dorfkonsoms von Rappelsdorf treibt Herr S. seinen Schabernack. Unglaublich, zu welch' extremen Bewegungen der Mann fähig ist. An diesem Wochenende hat er viel mehr Zuschauer als sonst. Es sind die Tage des "offenen Ateliers", die manch Kunstinteressierten zu ihm führen. Zu ihm und zu seinem Erschaffer, Bildhauer Benedikt Solga. Solga beteiligt sich wie viele andere Berufskollegen an den vom Verband Bildender Künstler Thüringen organisierten Aktion, die jährlich am vorletzten September-Wochenende stattfindet. Er zeigt eben jenen "Herrn S. Extrem", eine Kunstfigur, mit der er sich seit Jahren beschäftigt.

Eine ganze Reihe neuer Arbeiten sind auf den Stelen im ehemaligen Verkaufsraum zu sehen. Herr S. beim Golfen, Herr S. kopfstehend, Herr S. vollkommen verdreht, Herr S. in zwei Hälften gespalten und Herr S. in drei Posen mit Schlips und Hammer. "Irgendwie hat sich Herr S. verselbstständigt. Vielleicht ist das auch mein alter Ego", erklärt Solga bei Kaffee und Kuchen seinen Besuchern. An den Wänden hängen Gemälde und Zeichnungen, darunter viele Akte. Sie stammen von Solgas Kollegen, dem Maler Gerhard Renner aus Schloss Bedheim. Er beteiligt sich auch an den Aktionstagen, kann sein Atelier aber nicht selbst öffnen. "Weil er in Rom ist", wie Solga erklärt. "Wer würde Rom schon absagen? Deshalb gebe ich ihm die Möglichkeit, bei mir mit auszustellen."