Helmershausen: Orgelsommer Ein Konzert ehrt die Orgel und den Dom

Wenn die Voit-Orgel im eindrucksvollen Dom der Rhön – der evangelischen Kirche in Helmershausen – erklingt, dann ist das etwas Besonderes. Wenn sogar noch eine Harfe dazu ertönt, dann ist der Thüringer Orgelsommer zu Gast. Am Freitag, 1. Juli, ist es so. Die Kirche und das Instrument sind durchaus einer Entdeckung wert.

 
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In dieser Kirche, so erinnert sich Matthias Bretschneider aus Meiningen, hat auch er schon Chor-Konzerte gegeben. Zum Beispiel mit einem Kinder- und Jugendchor aus San Francisco – „Die fanden das toll hier“, erinnert er sich. Freilich: Der ehemalige Leiter der Meininger Musikschule war nun selbst schon länger nicht mehr in der beeindruckenden Kulisse des „Domes der Rhön“ zu Besuch. Und Steffen Gleim aus Meiningen staunte am Montag gar Bauklötzer, denn er kannte diese wunderschöne Kirche bislang noch gar nicht. Was beide hierher führte: Sie sind Gewinner des kleinen Rätselspieles, mit dem die Heimatzeitung jüngst nach einem besonderen Stück aus dem benachbarten Heimatmuseum gefragt hatte – einem Bierwärmer. Karin Jeschke, zugleich Gemeindekirchenrätin und Heimatvereinsvorsitzende, hatte auch Constanze Kühn aus Meiningen als eine Gewinnerin gezogen – diese konnte leider in Helmershausen nicht dabei sein. Ihr Mann Gerhard holte den Preis, einen Kasten Rhönbier, allerdings höchstselbst in der Redaktion von Meininger Tageblatt ab.

Gewiss hätte aber auch sie Freude an dem kleinen Rundgang durch das Heimatmuseum gehabt, der mit der Preisübergabe verbunden war. Hier gab es weitere Dinge zu sehen, über deren Funktion die Gäste ganz schön ins Rätseln und ins Gespräch kamen – eine Dosenmaschine etwa oder einen Kaffeeröster für den Herd.

Türen stehen stets offen

Sehr interessant aber war auch ein Exkurs in die Geschichte der Kirche, den sich Pfarrer i.R. Andreas Koch vom Rhöndom-Erhaltungsverein nicht nehmen ließ. Er ist stolz darauf, dass in Helmershausen die Kirchentüren – gleich gegenüber dem Heimatmuseum – tagsüber offen stehen für Besucher. Dass sich mancher davon jedoch sogar an die Orgel gesetzt hatte und diese (unfachmännisch) ausprobieren wollte, dem hat man unterdessen verständlicherweise einen Riegel vorgeschoben. Nicht immer aber sind es Laien, die hier spielen: Karin Jeschke erinnert sich lächelnd, wie sie sogar nachts um halb eins mal von aufmerksamen Nachbarn der Kirche angerufen wurde, dass hier noch Licht brenne und die Orgel erklinge. Das, stellte sich heraus, war jedoch eine vereinbarte Übungsmöglichkeit für einen jungen Organisten... „Aber gut, dass die Helmershäuser so ein Herz für ihre tolle Kirche haben“, sagt sie.

Sehr wertvoll ist das Instrument, das im Thüringer Orgelsommer am heutigen Freitag in einem Konzert im Mittelpunkt steht.

Die Orgel aus dem Jahr 1786 erklingt nun wieder in der originalen Disposition des Erbauers Johann Michael Voit aus Schweinfurt. Sie ist eine der größten ihrer Bauart und umfasst 26 klingende Stimmen sowie drei Nebenregister. 1408 Pfeifen – 1106 aus Metall und aus 302 Holz – geben ihr einen gewaltigen Klang. Ab 2006 hatte die Firma Orgelbau Hoffmann aus Ostheim, seit April 2010 Hoffmann & Schindler, die Orgel umfassend saniert. „Als Meiningens Stadtkantor Sebastian Fuhrmann erstmals wieder alle Register der Voit-Orgel im Dom der Rhön zog, lag ein Hauch Geschichte in der Luft“, war im Juni 2011 in der Heimatzeitung zu lesen. Die Orgel ist zu großen Teilen im Original erhalten, geht aus den Beschreibungen der restaurierenden Orgelbaufirma hervor: bis auf die Manualklaviaturen, Registerzüge, die Balganlage, alle Zungen und die Prospektpfeifen.

Im Laufe der Jahrhunderte waren einige wichtige Dinge verschwinden, erklärt Andreas Koch. Die so genannten „Zungenregister“ etwa, die ihre Töne ähnlich wie bei einer Mundharmonika erzeugen. Sie verstimmen schnell – und wurden deshalb gern mal ausgebaut und verkauft. So muss es auch in Helmershausen gewesen sein – Trompete und Posaune fehlten. 2014 konnte die Trompete wieder eingebaut werden, 2019 die Posaune. Was ebenfalls nicht mehr original ist: Die sichtbaren Prospektpfeifen sind ursprünglich aus Zinn, heute aus Zink. „Die wieder ins Original zu versetzen, das kommt unendlich teuer“, so Koch.

Stiftungen helfen

Und nicht für alles hat schließlich die Stiftung Denkmalschutz, „die sehr viel für die Helmershäuser Kirche tat und tut, Geld“, sagt Karin Jeschke. In bester Erinnerung ist Familie Bernett aus Neustadt a. d. Saale, die den Helmershäusern für ihr Kleinod über eine Stiftung bereits viel Geld zur Verfügung stellte.

Derzeit wird gerade eines der Gemälde von der ersten Empore von Restauratorin Birgit Jünger saniert. Auch die Fenster auf der Westseite sind dank der Lies-Roosen-Stiftung in der Stiftung Denkmalschutz repariert – die nächsten sind bald dran, sagt Andreas Koch. Ein Wasserschaden über der dritten Empore ist ebenfalls behoben, es fehlen nur noch ein paar Holz- und Malerarbeiten. Kein Wunder, dass er stolz ist auf die Helmershäuser Kirche, die zum wiederholten Male Spielort des Thüringer Orgelsommers ist. „Keine Sorge, da erinnere ich Theophil Heinke immer rechtzeitig dran“, lacht Koch. Heinke ist Vorsitzender des Vereins Thüringer Orgelsommer – und in dessen Vorstand arbeitet auch Christoph Schindler, der Orgelrestaurator, mit. Man darf also sicher sein, dass auch nächstens das Kleinod in der Vorderrhön nicht vergessen wird beim Thüringer Orgelsommer. Doch zunächst sollte man sich das Konzert am 1. Juli nicht entgehen lassen.

Von 19.30 bis 20.30 Uhr werden „Poesien und Legenden“ zu hören sein, mit Stefan Kießling (Leipzig) an der Orgel und Jessyca Flemming (Berlin) an der Harfe, mit Werken von Camille Saint-Saëns, Sigfrid Karg-Elert und Rudolf Ewald Zingel. Der Eintritt kostet 10 Euro. Vor dem Konzert wird ein Imbiss (Bratwurst) angeboten.

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