Immer wieder fällt der Begriff „Heimat“. Dort ist in Zeiten des Sperrgebiets „die Nachbarschaftshilfe groß ausgeprägt gewesen“, berichtet Gerhard Wolfschmidt. „Jeder hat jedem geholfen.“ Das sei auch notwendig gewesen, denn Fremde „kamen nur mit Passierschein rein“. Auch die daraus resultierenden Tauschgeschäfte hätten „zu dem Zusammenhalt geführt“.
Ulrich Götz, Jahrgang 1963, von der Nationalen Volksarmee zwangsverpflichtet, musste in dieser Heimat, fast vor der eigenen Haustür, als Militärkraftfahrer mit an der Grenze bauen. „Es war einem zuwider, das schöne Baumaterial hier zu verbauen und nicht zu Hause zu haben.“ Zum Glück sei kein Schuss gefallen und er habe alles schadlos überstanden. Das sei „eigentlich das größte Wunder“.
Gerlinde Sol berichtet, dass die Grenzöffnung nahe Poppenhausen „eigentlich unvorhergesehen kam“ – an einem Samstag, 2. Dezember 1989. „Den Frühstückskorb auf dem Schoss im Trabi sitzend sind wir durch den Zaun gefahren, das kann man nicht beschreiben. Ich habe gedacht, das Herz hüpft raus.“ Verwandte hätten sich getroffen, aber auch viele Unbekannte sich umarmt. „Einfach unbeschreiblich.“
Die Wendezeit habe aber auch zu Verwerfungen geführt, sagt Gerhard Wolfschmidt. „Plötzlich war, in Anführungsstrichen, jeder mit dem anderen nicht mehr gut“, weil eine Frage lautete: „War einer bei der Stasi oder nicht?“ In den 1990-iger Jahren habe aber die Dorferneuerung, die Einwohner „wieder zusammengeschweißt“. Alle Handwerkerarbeiten waren gefragt – „alles ehrenamtlich, aber zum Feierabend gab es ein Bier und eine Brotzeit aus der Dorfgemeinschaft“.
Ob dieser Zusammenhalt und diese Heimatverbundenheit auch damit zusammenhängen, dass Heimat bedroht sein kann, fragt Martin Weinhart Heldburgs Bürgermeister Christopher Other. Das spiele wohl eine Rolle, schließlich seien die drei Dörfer Billmuthausen, Leitenhausen und schließlich Erlebach sogar 1987 nur knapp drei Jahre vor der Wende geschleift worden. Gunter Paar, der in Erlebach wohnte, berichtet in bewegenden Worten, wie seine Familie das Heimatdorf verlassen musste. Er hat es als Modell nachgebaut. „Wir haben hier einen außerordentlich großen Anteil an Ehrenamtlern, die sehr engagiert auch auf die öffentliche Infrastruktur schauen und auch im direkten Umfeld schauen, was kann ich denn noch rausholen zum Wohle meiner Heimat“, sagt Other. Von der glaubt Tobias Götz: „Vor der Wende kam man zwar raus, aber von außen kamen keine rein. Deswegen sind die Beziehungen untereinander auch stärker als woanders. Ein besonderes Gefühl von Heimat.“
Viel Lob für den Film
Nach dem Film von 42:55 Minuten folgt tosender Beifall. Martin Weinhart bedankt sich ausführlich bei allen Protagonisten und bei den Poppenhäusern allgemein. Christopher Other sagt, der Film „zeigt authentisch, wie die Menschen bei uns sind“ und ist ebenso sehr angetan wie Poppenhausens Ortsteilbürgermeister Robert Wolf, der sagt: „Ich bin stolz und finde es toll, dass das Ehrenamt so gut herausgearbeitet wird. Es geht um alles, was uns im Ort bewegt. Der Film ist sehr gelungen.“ Gerhard Wolfschmidt schätzt an den Regisseur gewandt ein: „Das ist ein wunderbarer Film. Vielen Dank, dass sie sich gewagt haben, ins Heldburger Unterland zu gehen und zu zeigen, wie schön man auf dem Land gemeinsam leben kann.“