Hassberge Müllentsorgung kostet künftig mehr

Günther Geiling
So sieht der angelieferte Abfall aus der Biotonne aus und die Störstoffe sind deutlich sichtbar. Foto: Geiling

Ein großes Problem bei der Entsorgung und Verwertung des Mülls ergibt sich beim Biomüll. Hier finden sich immer wieder zahlreiche Störstoffe, die aufwendig selektiert werden müssen.

 
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Kreis Haßberge - Bei einer Besichtigung der "Kompost- und Erdenwerk GmbH" in Mariaburghausen konnte sich der Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises Haßberge in dieser Woche davon überzeugen, dass hier ein Kompost mit hohen Qualitätsansprüchen erzeugt wird. Das gute Ergebnis wird nur durch einen großen Anteil an Störstoffen gemindert. Bei der anschließenden Neukalkulation der Abfallentsorgungsgebühren schlug das Gremium dem Kreistag eine deutliche Gebührenerhöhung vor, bei der sich der Gebührensatz für die übliche 60 Liter Müllnormtonne von bisher 135 Euro auf 185 Eure ab dem neuen Jahr erhöhen wird.

Steigende Gebühren und nicht kostendeckende Projekte

Die Hausmüllgebühren im rückübertragenen Bereich der Gemeinden ab 1. Januar 2021:

Jahresgebühr Tonne mit 60 Liter (vier Mal wöchentlich), Personen ein bis drei, steigt von 110 Euro auf 150 Euro; Jahresgebühr Tonne mit 60 Liter (zwei Mal wöchentlich) , vier bis sechs Personen, steigt von 135 Euro auf 185 Euro; Jahresgebühr Tonne mit 60 Liter (Müllgemeinschaft) für eine bis sechs Personen steigt von 190 Euro auf 265 Euro; Jahresgebühr Tonne mit 80 Liter für sieben bis acht Personen steigt von 180 Euro auf 245 Euro; Jahresgebühr Tonne mit 120 Liter für neun bis zwölf Personen steigt von 270 Euro auf 360 Euro; Jahresgebühr Tonne mit 240 Litern für 13 bis 24 Personen steigt von 540 Euro auf 700 Euro und die Jahresgebühr für einen Großbehälter mit 1100 Liter ab 25 Personen steigt von 2200 Euro auf 2800 Euro.

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Werkleiter Wilfried Neubauer ging auch auf das Projekt "Möbel Z.A.K." ein, bei dem man im Jahre 2019 mit einem Minus von 153 727 Euro abgeschlossen hatte und damit eigentlich die Reißleine von 130 000 Euro überschritten wurde. Hintergrund sei hier der große Personalaufwand, für den man keine Leistungen der Arbeitsagentur mehr erhalte und Mitarbeiter aus dem 1. Arbeitsmarkt ziehen müsse. Für 2020/21 sehe es besser aus, weil man den Transport und den Einsatz der Arbeitskräfte anders organisiert habe.

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Vor einer ähnlichen Situation stehe man mit den "Wühlkisten" mit Standorten in Haßfurt, Eltmann, Ebern und Hofheim, wo man ebenfalls auf einen negativen Saldo von -118 089 Euro komme. Die Aufwendungen für Miete, Heizung, usw. an vier Standorten sei sehr aufwendig und deswegen könne man unter dem Strich nicht zu einem neutralen oder rentierlichen Ergebnis kommen.


Das Kompost- und Erdenwerk wurde im Jahre 2001 eröffnet und war ursprünglich für 12 000 Jahrestonnen geplant. Inzwischen werden 17 200 Jahrestonnen dort verarbeitet. Landrat Wilhelm Schneider dankte den Betreibern und Geschäftsführern Manfred Eichhorn und Klaus Merkel für die Betreibung der Anlage und die ständige Weiterentwicklung des Betriebes. Die Mitglieder konnten den Weg des Bioabfalls vor Ort verfolgen und dabei stieß man an der Abkippstelle der Fahrzeuge gleich auf das Problem der Plastiktüten im Material. "Unser Problem sind die fünf bis zehn Prozent Störstoffe, die in der Tonne landen, und für uns dann mehr Arbeit, einen höheren Energieaufwand und höhere Kosten bedeuten. Im Jahre 2019 kamen wir auf 17 000 Tonnen Bioabfall, von dem wir 1397 Tonnen und damit über sieben Prozent als Störstoffe wegfahren mussten", beschrieb Manfred Eichhorn die Situation. "Es wäre gut, wenn wir weniger Störstoffe hätten und deswegen wäre mehr Öffentlichkeitsarbeit notwendig." Dabei sprach er ganz konkret das Problem der Plastiktüten im Material an. "Wir lehnen aber auch Biotüten ab. Ihr Anteil mit Maisstärke ist zwar schon besser, aber trotzdem sind auch diese Tüten Störstoffe, weil sie in zehn bis zwölf Wochen nicht verrotten und damit als Plastikmüll nach Wonfurt und dann zur Verbrennung ins GKS nach Schweinfurt kommen."

Geschäftsführer Klaus Merkel verwies darauf, dass eben auch die Anforderungen für den Kompost höher geworden seien. "Wir sind Mitglied der Gütegemeinschaft Kompost, die sich Qualität auferlegt hat und diesen Qualitätsansprüchen wollen wir gerecht werden. Auch für uns Landwirte ist der Kompost sehr wertvoll. Er ist ein lebender Boden und hier wachsen Pflanzen gesünder und sind lebensfähiger. Gleichzeitig wird damit Co2 im Boden gespeichert."

Manfred Eichhorn legte Wert auf die Feststellung, dass man im Werk ohne Zerkleinerungsgerät arbeite und der Verrottungsprozess ganz natürlich ablaufe. Das Material werde sogar auf Blei, Cadmium oder Quecksilber untersucht. "Wir sind mit unserem Kompost inzwischen im Biolandbereich angelangt und deswegen ist von dort aus auch die Nachfrage sehr hoch." Der nächste Schritt wäre vielleicht eine Vergärungsanlage mit Metangas. Aber hierzu bräuchte man einen höheren Input von mindestens 30 000 Tonnen. Landrat Wilhelm Schneider fasste die Ergebnisse in zwei Punkten zusammen. "Als erstes müssen wir die Bevölkerung überzeugen, dass sie mithilft, die Störstoffe zu minimieren. Dann erst können wir an ein Kontrollsystem mit gelben oder roten Karten denken."

Die Mitglieder des Umwelt- und Werkausschusses hörten anschließend im Sitzungssaal den Geschäftsbericht 2019 von Werkleiter Wilfried Neubauer, der mit einem Jahresergebnis von 15 053 Euro abschloss. Allerdings wäre man bei einer Minuszahl von rund 490 000 Euro, wenn man nicht von einem Guthaben leben könne, dass bei der Betrachtung der neuen Gebühren für die folgenden Jahre berücksichtigt werden müsse. "Unsere Gebühren waren also nicht kostendeckend."

Bei der Betrachtung des Wirtschaftsplanes 2021 ging Werkleiter Wilfried auf die Schwerpunkte ein mit der Änderung der Gebühren in der Müllverbrennung oder höheren Kosten bei der Kompostierung. "Auch die Altholz-Entsorgung ist ein Riesenthema, weil wir für sie inzwischen 230 000 Euro im Jahr aufwenden müssen und dies nur über die Müllgebühr geschehen kann." Natürlich schlage sich auch der Verlust des Mitbenutzungsentgeltes durch Einführung der Wertstofftonne mit 335 000 Euro im Haushalt negativ nieder. Damit sei man mit den Gebühren nicht mehr kostendeckend gewesen und habe dies nur durch Rückstellungen auffangen können.

Mit Blick auf die Wertstoffhöfe stellte Neubauer fest, dass man hier die Einführung der Wertstofftonne kaum gemerkt habe, man weiterhin einen hohen Anteil an Verkaufsverpackungen dort habe und sie weiterhin sehr gut angenommen würden. Allerdings habe man noch nicht das richtige Maß beim Einsatz der Mitarbeiter, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, gefunden.

Claus Bittenbrünn sprach die Kosten für Grünschnitt und Bauschutt in den Wertstoffhöfen an und sprach sich hier über eine Pauschalierung über die Müllgebühr aus. Dies hielt Werkleiter Neubauer aber nicht für einen guten Ansatz, denn man könne beim Grünschnitt auch nicht Besitzer einer Eigentumswohnung ohne Garten mit einem großen Gartenbesitzer über den gleichen Kamm scheren und die Kosten auf die Allgemeinheit verteilen.

Damit kam man dann zur Neukalkulation der Abfallentsorgungsgebühren für den Zeitraum 2021 bis 2023 und der dritten Änderungssatzung. Landrat Wilhelm Schneider begründete die Erhöhung mit zwei Punkten. "Einmal ist der Gebührenüberschuss aus den vergangenen Jahren aufgebraucht und zum anderen haben wir eine Kostenmehrung, auch durch Preissteigerungen. Dies führt zu einer Gebührenerhöhung." Wolfram Thein (SPD) und Matthias Bäuerlein (WG) interessierte vor allem, wie sich die Einführung der gelben Tonne und das Ausbleiben der Mitbenutzungsentgelte dadurch auf die Gebühren auswirke. Den Verlust an Mitbenutzungsentgelten bezifferte Werkleiter Neubauer auf 10 Euro pro Haushalt im Jahr, wollte dies aber nicht in den Vordergrund gestellt haben, weil man die Struktur betrachten müsse. Dies veranlasste Julian Müller (JuLi), einen der Verfechter der Wertstofftonne, zu der Bemerkung "also war die Einführung der Wertstofftonne nicht der Untergang des Abendlandes".

Volker Ortloff (CSU) meinte, dass die Erhöhung von 135 Euro auf 185 Euro für die Normaltonne schon beträchtlich sei. Für ihn stellte sich die Frage, inwieweit die Bürger hier auf die vierwöchige Leerung umsteigen oder ihren Abfall gar wild entsorgten. Dieter Möhring (WG) wollte wissen, was der Verlust bei den Projekten ZAK und Wühlkiste für die Gebührenerhöhung ausmache. Neubauer bezifferte hier diese Kosten pro Grundstück und Jahr mit acht Euro.

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