Handwerk „Das ist viel Ehre und Verpflichtung“

red
Der Bestattermeister Mike Kämmer ist der neue Präsident der Handwerkskammer. Foto:  

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Südthüringen wählte am Wochenende den Bestattermeister Mike Kämmer zum neuen Präsidenten.

 
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Am Samstag, 26. November kamen die Mitglieder der Vollversammlung der Handwerkskammer Südthüringen zu ihrer 69. Sitzung in der Klosterkirche des Bildungscampus BTZ Rohr-Kloster zusammen. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor hatten sie hier ihren neuen Präsidenten gewählt. Seine Amtszeit sollte fünf Jahre von 2021 bis 2026 dauern, doch waren Bäckermeister Lutz Koscielsky nur etwas mehr als acht Monate in seinem Amt vergönnt. Er verstarb plötzlich und unerwartet am 14. August an den Folgen eines häuslichen Unfalls. Dieser Schicksalsschlag machte nun satzungsgemäß eine Nachwahl anlässlich der nächsten turnusmäßigen Vollversammlung erforderlich. 22 von 24 Vollversammlungsmitgliedern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite waren hierzu persönlich anwesend.

Mit 21 Stimmen wählten sie den 57-jährigen Bestattermeister Mike Kämmer aus Zella-Mehlis zum neuen Präsidenten der Handwerkskammer Südthüringen für die laufende Amtsperiode bis 2026.

Er gehört seit 2016 der Vollversammlung an und hatte am 27. November 2021 das Amt des Vizepräsidenten der Arbeitgeberseite angetreten. Seither hat er bei zahlreichen Anlässen auf allen Ebenen das Südthüringer Handwerk und Ehrenamt vertreten und sich insbesondere seit Mitte August bereits vertretungsweise den präsidialen Aufgaben und Pflichten gestellt.

Nach seiner Wahl dankte Mike Kämmer den anwesenden Delegierten für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Als entscheidende Herausforderungen der kommenden Jahre benannte er gegenüber dem Parlament die dauerhafte Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses und einer stabilen Unternehmensnachfolge, jedoch auch die nachhaltige Steigerung der Widerstandskraft der Mitgliedsbetriebe in wirtschaftlich weiterhin angespannten Zeiten. Nachhaltiges Handwerk sei für ihn das Handwerk der Zukunft. Die Qualität der dualen Ausbildung sowie der Berufsorientierung wolle er sicherstellen und entschieden für den Erhalt der Meisterpflicht als Gütesiegel im Handwerk eintreten. Er setze sich für eine enge Verzahnung mit den Innungen und Kreishandwerkerschaften, kommunalen Trägern und weiteren Partnern ein, um eine starke Interessenvertretung der mehr als 6500 Mitgliedsunternehmen des Südthüringer Handwerks zu gestalten.

Zum neuen Vizepräsidenten der Arbeitgeberseite wählten die Delegierten den Elektrotechnikermeister André Müller aus Sonneberg. Als nachrückendes Vorstandsmitglied wurde Installateur- und Heizungsbauermeister Stefan Mankel aus Eisenach gewählt.

Als Wahlleiter fungierte Professor Dr. Sven Müller-Grune, Dekan der Fakultät Wirtschaftsrecht an der Hochschule Schmalkalden. Die Rechtsaufsicht war durch den zuständigen Referatsleiter im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft Olaf Dirlam sowie die beiden Referentinnen Rosemarie Peters und Claudia Sczawinski vertreten.

Nach Abschluss der Nachwahlen nahmen die Mitglieder der 69. Vollversammlung ihre Arbeit auf und befassten sich mit Beschlussvorlagen für das kommende Haushaltsjahr, unter anderem für die Bereiche Bildung und Finanzen.

Der neue Präsident Mike Kämmer, der 57-jährige Handwerksmeister, führt seit dem Jahr 2000 ein mittelständisches Handwerksunternehmen in Zella-Mehlis mit drei festen und zwei geringfügig beschäftigten Arbeitnehmern. Sein Credo lautet: „Ein Chef ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiter. Wenn er sich auf die voll und ganz verlassen kann, ist alles in Ordnung.“

Vieles ergab sich durch Zufall

Zunächst arbeitete er im VEB Meteor Zella-Mehlis, bevor er 1985 in den VEB Vereinigte Wettspielbetriebe wechselte. An der Fachschule für Finanzwirtschaft in Gotha bildete er sich zum Staatlich geprüften Betriebswirt weiter und war von 1990 bis 1992 Hauptsachbearbeiter bei der Lotto GmbH Suhl. Dann folgte der Wechsel ins Bestattungswesen, als Mike Kämmer 1992 eine neue berufliche Herausforderung suchte.

Durch eine Anzeige in der Zeitung stieß er auf ein Bestattungsunternehmen in Bad Kissingen, welches einen Kaufmännischen Angestellten suchte. Dort kam er auch erstmals mit Nachlass-Regelungen in Berührung, die heute zu seinem Portfolio gehören. Nach einem Jahr und zwei Monaten kehrte er in die Heimat zurück. „Vieles ergab sich dann durch Zufall und Kontakte von früher. Wie das Leben manchmal so spielt“, erinnert sich der sympathische Macher, der eigentlich Jura studieren wollte.

Stets hat sich Mike Kämmer auf neue Situationen eingestellt und sich immer wieder fortgebildet. Heute ist er Bestattermeister, Geprüfter Nachlasspfleger, Nachlassverwalter und Testamentsvollstrecker, aber auch Diplom-Betriebswirt (FH) und nun Präsident der Handwerkskammer Südthüringen. „Das ist viel Ehre und Verpflichtung. Ich möchte die Interessen unserer Mitgliedsunternehmen in den Vordergrund rücken und etwas bewegen“, fasst er zusammen.

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