Gelgi betont, dass ihre Eltern sie nie zu Hause wegsperrten, sondern regelmäßig mit ihr Ausflüge machten. „Statt mich unter eine Glasglocke zu stellen, haben sie mich unter die Leute gebracht“, sagte sie „Sabah“. Von Menschen in ihrer engsten Umgebung habe sie nie ein gehässiges Wort gehört.
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Vielleicht ist es dieser Erziehung zu verdanken, dass sie heute eine selbstbewusste junge Frau ist, die zu ihrem Körper steht. „Ich habe mich noch nie als ‚Kranke‘ gefühlt“, sagt sie. Gelgi beschreibt sich stattdessen als „besonderes, außergewöhnliches und auserwähltes Individuum“. Als eines ihrer Hobbys nennt sie Restaurantbesuche mit Freunden und Verwandten. „Meine Familie hat mich immer unterstützt und ist stolz, dass ich diesen neuen Titel habe“, sagte Gelgi in einem Video des Guinnessbuch-Verlages.
Behinderung gilt oft noch als Schande
Das ist nicht selbstverständlich für die Türkei. Weil eine Behinderung oft als Schande oder gar als Strafe Gottes empfunden wird, verstecken viele Familien ihre körperlich oder geistig behinderten Verwandten. Nach Schätzung des Behindertenverbandes EyDer leben bis zu neun Millionen Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen in der Türkei. Das wäre mehr als jeder zehnte Türke, doch auf den Straßen türkischer sind selten Behinderte zu sehen.
Deshalb war es ein Tabubruch, als vor zehn Jahren die Politikerin Safak Pavey ins türkische Parlament gewählt wurde. Pavey, die bei einem Zugunglück ihren linken Arm und ihr linkes Bein verloren hatte, dachte nicht daran, sich zu verstecken. Auch Gelgi will Menschen Mut machen. „Anders zu sein, ist nicht so schlecht“, sagt sie in dem Video. „Man kann eine Behinderung in einen Vorteil verwandeln.“