Istanbul - Der Hund war frei, er trug weder Namen noch Halsband und streunte durch Istanbul, wie es ihm gefiel. Ein gewöhnlicher Straßenhund mit Schlappohren, einer von 130 000 herrenlosen Hunden in der Millionenstadt – bis er von den sozialen Medien entdeckt wurde. Jetzt ist Boji ein Star: Einen Namen hat er nun, 75 000 Fans auf Instagram und Twitter, ein Halsband natürlich und einen Mikrochip unter dem Fell, mit dem er auf Schritt und Tritt überwacht wird. Mit der Freiheit ist es vorbei. Statt durch die Stadt zu trotten, muss Boji nun Fototermine absolvieren und sich von jedermann anfassen lassen. „Entdeckt“ und sogleich eingespannt und instrumentalisiert, steht die Promenadenmischung nun im Dienst der Stadtverwaltung von Istanbul und deren Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu. Denn Tiere als Accessoires in den sozialen Medien sind gerade der letzte Schrei in der türkischen Politik.