Schmalkalden - Wald-Weltraum-Unterwasser – die Ideen der Jugendlichen sind grenzenlos. „Und grafisch natürlich sehr gut umsetzbar“, sagt Graffitikünstler Steve Seeger, der in der Szene auch unter seinem Künstlernamen Dr. Hot bekannt ist. Für den Workshop „Neues Outfit für das Jugendhaus“ war er ebenso wie Michael Künstler von Erfurt nach Schmalkalden gekommen. Die erste Ferienwoche eignete sich für das Projekt bestens. Um die 20 junge Leute konnte Joachim Rieger als Leiter des Jugendhauses dafür begeistern. Das Ganze ist eine Kooperation zwischen evangelischen Jugend im Kirchenkreis Schmalkalden, Kulturverein Villa K, den Gemeinden Breitungen und Steinbach-Hallenberg und der Schulsozialarbeit in Floh. Kreisjugenddiakon Frank Peternell nennt das schöne Wort träger-übergreifend. Und deshalb beteiligten sich auch so viele junge Leute aus unterschiedlichen Orten. Und waren mit Feuereifer bei der Sache. Die Südwand des Jugendhauses hatte 2014 ihren kreativen „Anstrich“ erhalten und war von der Sonne entsprechend ausgeblichen. Die Ostwand „verzierten“ unschöne Schmierereien. „Die Jugendlichen waren sich schnell einig, was Neues zu gestalten“, erklärte Joachim Rieger. Die beiden Workshopleiter gaben nur kleine Impulse und schon sprudelten die Ideen gewissermaßen aus den Köpfen der jungen Leute. „Die Interessen der Jugendlichen sollten an die Wand“, nannte Steve Seeger eine Sache, die unbedingt beachtet werden sollte. Schließlich ist das Haus ihr Treffpunkt. Hier sollen sie sich wieder finden. Schnell waren die Kategorien gefunden: Für den Bereich Musik ist ein trompete spielender Wolf zu sehen. An anderer Stelle findet sich eine Regenbogenwolke mit Kopfhörern. Das Thema gemeinsam Essen wird durch Fische am Tisch gestreift. Ganz wichtig – das Zocken. Hier sitzt ein Fuchs mit Spielekonsole im Sessel – auch den dazugehörenden Bildschirm gibt es. Sport ist ein weiteres Thema – dargestellt wird es durch ein Einhorn, das Basketball spielt. Wandern natürlich und Ausflüge. Auch hier sieht man wieder Fische – mit Rucksäcken ausgestattet. So könnte die Reihe fortgesetzt werden. Jede Menge Sprayflaschen standen im großen Jugendraum. Dazu Farbe, Papier, Stifte. In den ersten Tagen gab es viel zu besprechen. Die Ideen wurden auf Papier gebracht. Mit den Sprayflaschen durften sich die jungen Leute an der Südwand schon mal austoben. „Das war ein gutes Training“, erklärte Seeger. Die Wand wurde kunterbunt. Davon ist nichts mehr zu sehen. Die Grundierung ging relativ flott. Und danach kamen nach und nach die neuen Motive an die Wand. „Wir haben sehr viel mit Schablonen gearbeitet“, berichtete Michael Künstler. Nach drei Tagen konnte man die Konturen schon erkennen. Nieselregen schreckte die Mädchen und Jungen nicht ab. Die Motive sollten an die Wand kommen – schließlich waren es ihre eigenen. Insgesamt seien die Mädchen und Jungen sehr diszipliniert gewesen, lobten die beiden Workshopleiter. Natürlich war das eigentliche Sprühen das aufregendste am Projekt. Gelernt haben die jungen Leute sehr schnell. Während im und vor dem Jugendhaus gearbeitet wurde, hantierten während der Woche Margitta Fritzsch, Carolin Wummert, Anja Buchernek und Judith Frank in der Küche. Am gestrigen Freitag bereitete Frank Peternell leckere Burgen im Freien zu. Gegenüber den Anfangstagen waren die Süd- und Ostseite des Jugendhauses gestern kaum mehr wieder zu erkennen. „Das da ist meine Ente“, erklärte Etienne voller Stolz. Paul zeigte die von ihm gemalte Musik-hörende Wolke. Alle Jugendlichen hatten sich beim Sprayen sehr viel Mühe gegeben. Zwischen 150 und 180 Spraydosen Farbe wurden an die beiden Wände gebracht. Mit dem Ergebnis waren die Mädchen und Jungen sehr zufrieden. „Wir haben alle Schablonen selbst hergestellt“, erzählte Mia-Sophie. Ebenso wie alle anderen hatte sie nicht geglaubt, gleich drei verschiedene Welten – Wald, Weltraum und Unterwasser – in der kurzen Zeit an die Südwand des Jugendhauses zu bekommen. „Es war eine tolle Gemeinschaftsaktion“, sagte die 15-Jährige. An der Ostseite ist der Schriftzug „Friends“ (Freunde) zu lesen. Und genau das sind die beteiligten Kinder und Jugendlichen in dieser Woche geworden.