Alle drei sind sich einig, dass ihr Entschluss, Drogen aus ihrem Leben zu verbannen, einen Entzug durchzustehen und eine Therapie in Römhild zu absolvieren, absolut richtig war. Hier haben sie eine temporäre Heimat in familiärer Atmosphäre gefunden, resümieren sie. „Kürzlich war ich an einem Wochenende in meiner Heimat und als ich losfahren wollte, habe ich gesagt, ich muss jetzt nach Hause“, erklärt Patrick Schliefke wie sich Römhild für ihn anfühlt. Die Natur und die Gegend finden sie außergewöhnlich schön. Und nachdem sie zunächst zu Beginn ihrer Aufenthalte dachten, es verschlage sie in eine verlassene Gegend, können sie nun schätzen, was ihnen die Ruhe am Fuße der Gleichberge gibt.
Natürlich kamen sie vor ein paar Monaten alles andere als entspannt und reflektiert in Römhild an. Hinter allen dreien liegen Jahre voller Drogenexzesse, Gewaltspiralen, Depressionen. Sie kämpften gegen Ängste, betäubten sich, verloren sich und ihr wahres Wesen – bis zu einem Punkt, an dem ihnen klar wurde, dass es so nicht weitergehen kann, wenn das Leben wieder erfüllend werden soll.
Die Gründe, die einen suchtkranken Menschen letztendlich zu Median nach Römhild bringen, sind so individuell wie jeder Mensch und seine Geschichte. Das Ziel ist jedoch gleich: Die Rückkehr in ein suchtfreies, selbstbestimmtes Leben.
„Der Weg dahin gestaltet sich vielschichtig“, weiß Uwe Kley, der gemeinsam mit dem Median-Team für jeden Menschen den richtigen Weg aus der Sucht sucht. Dazu gehören Einzelgespräche, Gruppentherapien, Beschäftigungen, Praktika, Wiedereingliederungen. „All das dauert bei uns mindestens ein halbes Jahr, gegebenenfalls länger. Und erst nach zwei Jahren lässt sich wirklich sagen, ob jemand die Sucht überwunden hat. Erst dann sind Vorgänge im Körper soweit neu programmiert, dass Suchtmittel keine Rolle mehr spielen“, erklärt der Spezialist.
„Weil die Patienten also eine lange Zeit bei uns verbringen, wollen wir natürlich mit ihnen gemeinsam ihre temporäre Heimat gestalten. Wir planen mit unserem gesamten Ergotherapeutischen Team weitere Kunstprojekte auf unserem idyllischen Klinikgelände und haben bereits Gruppenräume mit den Patienten zusammen hergerichtet“, sagte Harald Schlögel.
Die drei Graffiti-Künstler wollen noch in diesem Jahr wieder in ihr Leben außerhalb der Klinik zurückkehren – teilweise in ihre frühere Heimat, teilweise in einem neuen Umfeld. Sie fühlen sich gestärkt durch ihr Projekt, durch Freundschaften, tiefe Gespräche. Und sie nehmen Erinnerungen und Erfahrungen mit. Wie zum Beispiel, die, dass man selbst als einst extremer Hooligan ohne Drogen und Gewalt mit Fans anderer Mannschaften Fußball schauen und dabei Spaß haben kann. Dass es Menschen gibt, die ähnliche Probleme haben und Neuanfänge wagen. Und sie wissen in Zukunft, wie sich Glück ohne Drogen anfühlt und dass die Gesellschaft Raum und Fürsorge für Menschen bietet, die Hilfe brauchen.