Gleichstellungsbeirat Suhl Zwischen drängenden Aufgaben und personellem Wechsel

Der Gleichstellungsbeirat setzt sich für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern ein. Foto: dpa

Der Gleichstellungsbeirat hat sich in den vergangenen Monaten vor allem mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschäftigt. Zudem gab es personelle Veränderungen.

 
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Suhl - Die Beiräte aus dem sozialen Bereich berichteten kürzlich im Hauptausschuss über ihre Arbeit. Der Vertreter des Gleichstellungsbeirats konnte aus beruflichen Gründen allerdings nicht an der Sitzung teilnehmen. Dabei gibt es einiges aus dem Gremium zu berichten.

An erster Stelle sicherlich, dass die bisherige Vorsitzende des Gleichstellungsbeirats, Peggy Vater, ihre Mitgliedschaft im Beirat niedergelegt hat. Durch die Pandemie habe sich die ohnehin schon schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie dem Engagement als Beiratsvorsitzende noch einmal verschärft. Somit habe sie die notwendige Zeit für das Ehrenamt nicht mehr aufbringen können, gibt ihr Stellvertreter Thomas Denner ihre Begründung wieder. „Wir bedauern das sehr, da Peggy Vater eine fachlich und persönlich wertvolle Bereicherung für den Beirat war.“

Pandemie verschärft bestehende Probleme

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einschließlich Pflege ist auch eines der Themen, die den Beirat in den vergangenen Monaten intensiv beschäftigt haben. Bereits zu Beginn der Pandemie versuchte der Gleichstellungsbeirat koordinierend einzugreifen, was durch die Kontaktbeschränkung nicht einfach war. Viel gravierender allerdings spitzte sich die Lage für die Betroffenen zu, die Pflege und Beruf zu vereinen hatten. „Ein Thema, welches uns allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung und der fehlenden Beratungs- und Unterstützungsstrukturen in Suhl dazu bewegt, nach Lösungen zu suchen“, meint Thomas Denner.

So habe die pandemiebedingte Schließung beispielsweise von Tagespflegeeinrichtungen für Demenzkranke Übermenschliches von den Angehörigen abverlangt, die durch ihren pausenlosen Einsatz ihre eigene Gesundheit in Gefahr gebracht hätten. „So eine Situation macht in Kürze auch den Pflegenden zu einem Pflegefall.“ Der Beirat versuchte, mit einem ausführlichen Schreiben zur aktuellen Lage und möglichen Lösungsansätzen auch in den Stadtratsfraktionen für das Thema zu sensibilisieren. „Wir haben uns sehr über die positiven und interessierten Rückmeldungen dazu gefreut“, sagt Thomas Denner. „Wir hoffen natürlich, dass die bekundete Unterstützung zum Zeitpunkt von Entscheidungen über die mögliche Umsetzung von Lösungsvorschlägen dann auch in einer Zustimmung endet.“

Mehr Anlaufstellen für pflegende Angehörige

Ein erster Schritt in die Richtung sei die Teilnahme an der Thüringer Woche der pflegenden Angehörigen im Juli gewesen, so der stellvertretende Vorsitzende des Beirats. Die Woche sei auf großen Zuspruch bei den Betroffenen gestoßen, „die zum ersten Mal im Ansatz eine Anlaufstelle für Fragen und Hilfe hatten“. Der Gleichstellungsbeirat werde weiter daran arbeiten, die Vernetzung der Akteure zu verbessern und zu verstetigen, kündigt Thomas Denner an.

Als weiterer Schwerpunkt der Beiratsarbeit der vergangenen Monate ist die Stellungnahme zum Nahverkehrsplan zu nennen. Die Möglichkeit habe der Gleichstellungsbeirat ausführlich wahrgenommen. Besonders wichtig war den Mitgliedern die Vermeidung sexistischer Werbung, was auch berücksichtigt wurde.

Ohne das Hauptamt geht es nicht

„Wir als Gleichstellungsbeirat möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass fast alle Mitglieder voll im Berufsleben stehen und viele unserer Anliegen, Ideen und Aktionen ohne Unterstützung durch Hauptamtliche, in dem Fall durch die Gleichstellungsbeauftragte, nicht möglich wären“, macht der stellvertretende Beiratsvorsitzende deutlich. Gerade in Pandemiezeiten, da sich die Lage für Familien zuspitze und die Dunkelziffer für häusliche Gewalt stetig steige, seien Gleichstellungsbeirat und -beauftragte gefragt. Die erneute Abberufung Julia Schmatlochs zwecks Pandemiebekämpfung ist in den Augen des Gremiums daher eine denkbar schlechte Entscheidung. „Vor allem den Betroffenen und Ratsuchenden sowie uns als Beiratsmitgliedern ist damit eine Möglichkeit der Hilfesuche versperrt“, bringt Thomas Denner es auf den Punkt. Zumal Julia Schmatloch auch als Leiterin des Sozialen Zentrums fehle und Ansprechpartnerin für viele Selbsthilfegruppen sei.

Neues Mitglied im Stadtrat berufen

Dieses Thema wird sicherlich auch in der nächsten Sitzung des Gleichstellungsbeirats angesprochen, bei dem es vor allem aber um die Besetzung des Gremiums gehen dürfte. Mit der Abberufung von Peggy Vater, die im Mai dieses Jahres ihren Rücktritt aus persönlichen Gründen erklärt hatte, berief der Stadtrat in seiner Sitzung vergangene Woche Daniel Ebert als neues Mitglied aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Medien des Gleichstellungsbeirats. Die Zusammensetzung des Beirats aus mindestens zwei Dritteln weiblichen Mitgliedern ist weiterhin gegeben. Die Frage, wer den Vorsitz übernimmt, ist indes noch zu klären.

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