Ein Berg alter Koffer stapelt sich am Montagnachmittag vor der leer stehenden Wohnhaus mit der schäbigen Fassade. „Brockenburg“ nennen manche Meininger das Gebäude in der Sachsenstraße, weil es nach dem Stadtbrand 1874 aus den Brocken der Brandruinen errichtet worden sein soll. Manche wissen, dass es in der Nazi-Zeit das Ghettohaus war, wohin die Juden der Stadt bis zu ihrer Deportation auf engstem Raum ziehen mussten. Am 9. Mai 1942 wurden über 40 Juden im Alter von 7 bis 62 Jahren von Meiningen in das Ghetto Belzyce bei Lublin im besetzen Polen verschleppt. Keiner überlebte.