Um die Attraktivität der Gedenkstätte zu erhalten, müssen allerdings auch Investitionen getätigt werden, zum Beispiel in die Verbesserung der IT-Infrastruktur, insbesondere aber in die Ausstellungen. Dafür wurden Anträge auf Fördermittel gestellt, ein Programm könnte dabei 160.000, ein anderes 130.000 Euro bewilligen. Zum Beispiel sollen noch Lkw restauriert und die Grenzanlagen historisch korrekt rekonstruiert werden. Aber auch viele kleine Maßnahmen gehen Fennel und Jost an: die Anschaffung von Klappstühlen für ältere Menschen am Weg der Hoffnung zum Beispiel oder ein Toilettenhäuschen, das 37 Euro in der Woche kostet, für den Mitarbeiter an der US-Camp-Kasse.
Die beiden Vorstände haben sich allerdings auch auf die Suche nach Möglichkeiten der Kosteneinsparung begeben. "Wir haben geschaut, wo wir wirtschaftlicher sein können", sagt Fennel. Auch hier rücken die Kassen in den Fokus: Sowohl im Camp als auch im Haus auf der Grenze gibt es jeweils wegen des personellen Aufwands "eine ungünstige Situation", sagt Fennel. Geplant ist daher ein "digitalisiertes System" im Camp, zumindest an den kalten Tagen im Winter, wenn nur 10 bis 20 Besucher gezählt werden.
Die Einsparungen betreffen insbesondere auch den Akademiebetrieb, dessen Aufgaben kürzlich gesplittet wurden: Für den Bildungsbetrieb zeichnet nun die Stiftung verantwortlich, für den gewerblichen Bereich der Tagungsstätte mit der Gastronomie die Stadt Geisa. Wie Fennel berichtet, soll die "Flut von Seminaren" deutlich reduziert werden; stattdessen will man sich auf "wertige Angebote" konzentrieren. Zudem gibt es positive Nachrichten: Es gibt mehr Geld von der Bundeszentrale für politische Bildung, ebenso von den Landeszentralen. Auch die gut funktionierende Kooperation mit der Akademie Burg Fürsteneck werde sich jetzt zum ersten Mal finanziell lohnen.
Auch wollen die beiden weitere Anreize bieten und "mundgerechte" Angebote machen, um Besucher zu gewinnen. Point Alpha könnte interessant für Betriebsausflüge und für Naturerlebnisveranstaltungen für Kinder sein, glauben Fennel und Jost. Vor allem richten sie ihren Blick aber auf Schulen: Auf hessischer Seite seien die Schülerzahlen stabil, zumal im kommenden Jahr das Land die Museums-Eintrittsgelder für Schüler übernehme. "Thüringen ist das Sorgenkind", sagt Fennel. Dafür gebe es mehrere Gründe: Das Land habe schon viele Gedenkstätten, Point Alpha befinde sich in einem bevölkerungsschwachen Umkreis, und häufig werde die Einrichtung von vielen in den "neuen Bundesländern" als "Gedenkstätte der Sieger" gesehen, glaubt Fennel. Daher sind Gespräche mit den thüringischen, aber auch den hessischen Schulamtsleitern, die alle Mitglieder im Point Alpha Beirat sind, geplant.
Dennoch werden alle diese Anstrengungen nicht ausreichen. Es gebe zwar ein finanzielles Polster, sagt Fennel, aber das sei in spätestens zwei bis drei Jahren aufgebraucht. "Es besteht die zwingende Notwendigkeit, dass wir Hilfe erhalten." Die beiden Vorstände haben konkrete Vorstellungen, woher die kommen soll: "Erstens von den Ländern, zweitens von den Landkreisen." Die beiden Kommunen Rasdorf und Geisa unterstützten die Stiftung bereits nach allen Möglichkeiten, bei den anderen Ebenen sei aber noch "Luft nach oben", unterstreicht Fennel. Aber es tut sich auch schon was: Im Haushaltsentwurf für das Jahr 2020 habe die hessische Landesregierung Mittel für Point Alpha veranschlagt. Und die sollen auch für eine neue Geschäftsleitung verwendet werden, die vom Land abgeordnet werden könnte. Die Stelle soll, so die Hoffnung von Fennel und Jost, spätestens zum 1. Oktober dieses Jahres besetzt werden und später, wenn der Haushalt verabschiedet und damit die Finanzierung gesichert ist, in eine Direktorenstelle umgewandelt werden.
Diese war schon im September 2018 ausgeschrieben worden. Zahlreiche Bewerbungen gingen ein, Vorstellungsgespräche wurden geführt. Doch im Stiftungsrat reifte die Ansicht, dass erst einmal die finanziellen Fragen gelöst werden müssen. "Momentan können wir uns einfach niemanden leisten", erklärt Jost. Immerhin: Durch ihre ehrenamtliche Arbeit hätten beide Vorstände der Stiftung mehr als 100 000 Euro gespart. Welche Fähigkeiten eine künftige Leitung haben muss, verdeutlicht Fennel: "Wir brauchen keinen Wissenschaftler, sondern einen Manager. Diese Arbeit ist zu 95 Prozent betriebswirtschaftlich."
Eine weitere Großbaustelle bleibt auch der Point Alpha Preis. Obwohl es in diesem Jahr eigens eine Kooperationsvereinbarung mit Kuratorium Deutsche Einheit und der Stiftung gegeben hatte, seien Vertragsinhalte vom Kuratorium nicht eingehalten worden, sagt Fennel, ohne Details zu nennen. Nur zwei Monate habe man für die Organisation der Preisverleihung Zeit gehabt: "Das war ein Kraftakt, der sich nicht wiederholen darf." Es müsse eine Entscheidung getroffen werden: "Entweder wir bekommen eine verbindliche Regelung, oder die Stiftung verleiht den Preis künftig eigenständig", verdeutlicht Fennel. Denn der Point Alpha Preis "ist unser Markenzeichen, und er bringt positive Resonanz". Und genau das ist es, was die Gedenkstätte derzeit braucht.