Gedanken zur Zeit Dem Hausarzt bloß nicht die Freundschaft kündigen

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Einen Hausarzt zu finden, ist fast schon wie ein Sechser im Lotto. Wer krank ist, für den ist guter Rat teuer.

 
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Ein guter Tipp vorweg: Bleiben Sie Ihrem Hausarzt treu. Egal, ob Sie glücklich damit sind oder nicht, ob Sie nach einem Umzug -zig Kilometer zu ihm fahren müssen und ob er Ihr Vertrauen genießt – aber kündigen Sie ihm nie, niemals die Freundschaft. Denn er ist mehr wert, als Sie sich vorstellen können.

Einen Hausarzt zu finden, ist fast so realistisch, wie beim Goldwaschen in der Hasel reich zu werden. Wie solch eine Suche ausarten kann, das hat unser Leser Tom Trautmann erfahren müssen. Eigentlich müsste man meinen, dass einem selbstständigen Handwerksmeister, noch dazu einem Heizungsbauer, die Hausärzte nur so zufliegen. Immerhin werden diese Menschen mindestens genauso sehr gesucht, wie medizinisches Personal. Aber selbst dieser Trumpf ist inzwischen wertlos. Bleibt also nur noch ein Hilfeersuchen an die Kassenärztliche Vereinigung. Doch deren Hilfe beschränkte sich darauf, dem Mann die 116117 ans Herz zu legen. Über diese Telefonnummer ist es zumindest möglich, einen Arzttermin vermittelt zu bekommen. Wo auch immer, wann auch immer. Immerhin: Als Zugabe hat er einen vierseitigen Brief erhalten. Mit Telefonnummern von Hausärzten der Region zum selbst Abtelefonieren. Von Suhl über Oberhof, Meiningen, Brotterode, Sülzfeld, Wasungen bis nach Frankenhein. Das Ergebnis ist ernüchternd: 30 Anrufe, 30 Absagen im Umkreis von 30 Kilometern. Wie krank ist das denn?

Übrigens hat besagter Heizungsbauer seiner Hausärztin die Treue gehalten. Und trotzdem steht er nun ohne da. Denn sie hat sich von ihm verabschiedet. Ein bitterböser Anruf der Kassenärztlichen Vereinigung war der Trennung von Arzt und Patient vorausgegangen. Dorthin hatte sich der gute Mann im Vorfeld hilfesuchend gewandt, weil er nach einer Operation nicht die nötigen Nachbehandlungen erhalten hatte. Mit seiner Hausärztin hatte dies alles gar nichts zu tun. Und trotzdem hatte sie den Frust der Behörde zu spüren bekommen. Darauf möchte sie ihrerseits künftig verzichten. Im Leitbild der Kassenärztlichen Vereinigung heißt es übrigens, dass sie es als ihre Aufgabe ansieht, die größtmögliche Zufriedenheit der Patienten zu erreichen.

Inzwischen gibt es einen Hoffnungsschimmer für den gebeutelten Patienten. Er hat in Bayern einen Arzt gefunden. Einen, dem er trotz langer Fahrstrecke die Treue halten wird.

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