Soll die Stadt Sonneberg den Ratskeller wieder beleben? So lautete die Frage der Presse nach einer Stadtratssitzung, in der es am Rande um Bewerber für ein Ratskeller-Restaurant und eine dazu notwendige Sanierung ging. Online stimmten 73 Prozent für ein Comeback des Ratskellers, 19 Prozent dagegen, dem Rest war es egal. Ob die Stadt die zweifellos nicht geringe Summe für eine Sanierung aufbringen kann und will, es sei dahin gestellt. Ebenso, ob ein solches Gastronomie-Projekt in den wirtschaftlich härter werdenden Zeiten gelingen kann. Schließlich haben während der Coronapandemie mit ihren Bewirtungsverboten 900 vom 4900 Thüringer Gastwirtschaften ihre Türen für immer zugemacht. Aktuell nagt die durch hohe Steuern verteuerte Energie an der Existenz der Gastronomie-Betriebe. Einerseits. Andererseits: Die Umfrage und die Kommentare zeigen einen Trend. Die Leute sehnen sich zurück zur deutschen Küche und zur Sonneberger Gemütlichkeit. Dies beweisen auch die Anmerkungen von Teilnehmern im großen Ortscheck der Zeitung Freies Wort. „Es fehlt Gastronomie, die authentisch ist und Sonneberg spiegelt. Die Lokale sollten sich nicht nur auf Pizza und Döner beschränken. Mehr gastronomische Angebote. Nicht nur Dönerbuden und China in der Innenstadt.“ So lauteten Kommentare im Ortscheck. Ältere Sonneberger erinnerten daran, dass zwischen Rathaus und Landratsamt einst mit dem Restaurant „Stadt Sonneberg“ und dem Tanzcafé beliebte Treffpunkte lagen. Die Zahl derer, die mehr Zeit für einen Gaststättenbesuch haben, steigt. Schließlich gehen gerade geburtenstarke Jahrgänge in Rente. Sie wollen ihre sozialen Kontakte erhalten, auch mittels Gaststätten. Die Sehnsucht der Sonneberger reiht sich in einen allgemeinen Trend: die Sehnsucht nach dem Althergebrachten in einer Welt, die sich immer schneller und deutlicher ändert. In der Küche eine Rückbesinnung auf Speisen, wie sie die Elterngeneration noch selbstverständlich aß. Heute findet man sie kaum noch einer auf Speisekarte. Saure Nierchen beispielsweise oder Leber, gebackenes Blut, Kohlrouladen oder Schweinskopfsülze, von alten Sonneberger Gerichten wie saura Schniedla gar nicht zu reden. Auch touristisch hätte ein Zuwachs an Sonneberger Kochkunst übrigens eine Wirkung. Neben den Sehenswürdigkeiten finden sich in den sozialen Netzwerken immer Fotos vom Essen und vom Ambiente der Restaurants.