Friedhof Steinbach-Hallenberg Anerkennung von der Architektenkammer

Große Verunsicherung herrschte zu Beginn der Friedhofsumgestaltung in Steinbach-Hallenberg. Mit Begehungen versuchte Pfarrerin Ute Borchert aufzuklären und zum Tag der Architektur folgte der Planer persönlich. Ungeachtet der Kritik erhält sein Projekt überregional Beifall.

 
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Erst rätselten die Steinbach-Hallenberger über seltsam große Urnenruhestätten, hatten Angst um die Kriegsgräber und vermissten Bänke und Grün. Aus der Verunsicherung wurde Kritik, die sich unter anderem in Leserbriefen an die Heimatzeitung offenbarte. Zugegebenermaßen wurde die Informationslage vor der Umgestaltung zeitweise dünn.

Zu lange dauerte da das Großprojekt bereits schon an, das bereits unter Altbürgermeister Christian Endter begonnen wurde. Auch die Zuständigkeiten vor Ort sind nicht einfach. Sowohl die Stadtverwaltung als Betreiber, wie auch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck als Eigentümer sitzen gemeinsam im Boot und im Friedhofsausschuss.

Reges Interesse zum Friedhofrundgang

Mittlerweile scheint klar geworden, dass sich Ausschüsse und Planer viele Gedanken zu zeitgemäßeren Bestattungsformen und einer ansprechenden Friedhofsanlage gemacht hatten. Pfarrerin Ute Borchert, die auch Vorsitzende des Friedhofsausschusses ist, erklärte das Projekt den skeptischen Steinbach-Hallenbergern vor Ort wie auch im Gemeindeblatt Haseltalpostille. Zum Tag der Architektur im Juni kam Steffen Möbius vom Büro für Freiraumplanung aus Erfurt in die Haseltalstadt gereist, um sein Ziehkind persönlich und in aller Ausführlichkeit vorzustellen.

Wege barrierefrei und wartungsarm

Wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung mitteilt, rieb der sich zunächst angesichts des großen Interesses verwundert die Augen. „So viele interessierte Teilnehmer gibt es selten“, habe er die rund 20 Teilnehmer zur Führung begrüßt. Ihm zur Seite hatte sich auch Stadtratsvorsitzender und Kirchenvorstandsmitglied Stefan Förster gesellt sowie weitere Mitarbeiter der Stadtverwaltung Steinbach-Hallenberg und etliche Bürger.

Rund zwei Stunden habe sich Möbius Zeit genommen. Er begann mit der ursprünglichen Planungsaufgabe und den gesteckten Zielen der Neugestaltung des Evangelischen Friedhofes. Dann ging der Planer ins Detail, als er die unterschiedlichen Bestattungsarten, die Auswahl der Pflanzen sowie neu angelegte Flächen und den Wegeplan erläuterte. So sollten die Wege nicht nur barrierefrei, sondern auch wartungsarm sein. Er erklärte, wo und warum Ruhezonen eingerichtet werden und welche Gestaltung der Grabmale möglich ist.

Von der Möglichkeit, Fragen zu stellen, haben die Teilnehmer laut der Sprecherin regen Gebrauch gemacht. Schnell sei es zu einer offenen Diskussion gekommen. Dabei habe sich der Wunsch herauskristallisiert, viel Grün zu schaffen und den Besuchern mit Bäumen und Sträuchern ausreichend Orte der Stille und Trauer einzurichten.

„Auf Grund der bis zu 50 Prozent gestiegenen Baupreise konnte leider noch nicht alles umgesetzt werden“, sagte Steffen Möbius. Dies betreffe zum Beispiel die Gestaltung des hinteren Eingangsbereiches, der laut Planung barrierefrei gestaltet werden soll. Leider habe der Fördermittelgeber keine weiteren finanziellen Mittel bereit gestellt, sodass hier aus finanziellen Gründen eine Umsetzung vorerst nicht möglich sei.

Unterhaltungskosten im Blick

Das Thema Finanzierung stand auch insgesamt im Fokus. Im Rahmen der Projektvorstellung wurden auch die Kosten für Pflege und Unterhalt angesprochen. Nicht zuletzt, so betonte auch Steffen Möbius, gehe es bei so einem Projekt darum, die Anlage auch langfristig kostengünstig zu betreiben. Dies sei ein wichtiger Punkt bei der Projektplanung gewesen. Eine höhere Anzahl von Wegen ziehe beispielsweise einen erhöhten Pflegeaufwand und damit höhere Kosten nach sich. Die schlagen sich schlussendlich in höheren Friedhofsgebühren nieder. Nach dem Rundgang voller wissenswerter Informationen hätten die Gäste dem Planer letztlich viel Anerkennung gezollt.

Grabpflege auf Urnenfeld erleichtert

Und auch Möbius selbst hatte Grund zur Freude, fand doch der Steinbach-Hallenberger Friedhof Eingang in die Sammlung der Projekte, die zum Tag der Architektur gewürdigt wurden. Der Architekturtag fand in diesem Jahr am 24. Juni unter dem Motto „Architektur verwandelt“ statt. Auf der Internetseite der Thüringer Architektenkammer werden beispielsweise die Vorteile für die Angehörigen hervorgehoben, die sich nun durch die pflegeleichte Gestaltung der Flächen ergeben.

Beispielsweise könne die Stadtverwaltung im neu angelegten Gräberfeld nun ohne zusätzlichen Aufwand die Rasenmahd auf Grabstätten als Service anbieten, heißt es dort. Angehörige könnten sich dadurch sogar die Grabpflege sparen und dennoch Grabmale errichten. „Erst durch die Errichtung von Grabmalen können die Friedhöfe ihren kulturellen Wert entfalten und Erinnerungen an das Leben bewahren“, schreiben die Architekten. Sträucher und Bäume gliedern den Friedhof räumlich und mit den gewählten Vogel- und Bienennährgehölzen erhöhe sich zudem der ökologische Wert der Anlage.

www.architekten-thueringen.de/tda

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