Freies Wort hilft Erster Erfolg: Ein Kochhaus für die Kinder in Namibia

Bei der Firma Polycare in Windhoek ist das Kochhaus geplant worden. Die Polycare-Mitarbeiter aus Deutschland in den beigen T-Shirts sowie Enrico Schreier und Heike Fuhrmann (Mitte). Foto: privat

Das Kindergarten-Projekt, das Heike Fuhrmann in Namibia initiiert hat, nimmt Formen an. Gemeinsam mit anderen Lions war sie vor Ort, um ein Grundstück zu kaufen und Finanzen zu regeln.

 
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Wieder einmal sind Heike Fuhrmann, Enrico Schreier sowie Conny und Jörg Naumann, alle vom Lions Förderverein Suhl/Zella-Mehlis, nach Namibia gereist. Am 29. März sind sie gestartet. Mit vielen Plänen im Gepäck, um den Kindergartenbau in Okahandja, einhundert Kilometer von Windhoek entfernt, vorantreiben. Gleich am Tag ihrer Anreise haben sie ihren ersten Termin bei Hella und Hans-Gert, zwei ehemaligen Deutschen, mit afrikanischen Wurzeln, vom Lionsclub in Windhoek. Das Ehepaar hat ihnen den Kontakt zu einer Rechtsanwältin vermittelt.

Tags darauf berichtet Heike Fuhrmann: „Gestern war für uns ein sehr erfolgreicher Tag. Zunächst hatten wir vormittags in der Hauptstadt Windhoek einen Termin mit unserer neuen Rechtsanwältin, die uns in allen Fragen zum Grundstückskauf zur Seite stehen soll.“ Die Frau ist spezialisiert auf Grundstücksangelegenheiten. Doch einfach gestaltet sich der geplante Kauf des Stückchens Land nicht. „Das uns bisher als einziges angebotene Grundstück birgt einige Probleme“. Das geht damit einher, dass der Eigentümer noch nicht im Grundbuch steht und das Stück Land auch noch nicht bezahlt hat. Der Grund: Seit drei Jahren gibt es weder Stadtrat noch Bürgermeister im Ort. Sie alle wurden wegen Korruption des Amtes enthoben. Seither sind sämtliche Akten liegen geblieben. Mittlerweile ist dem Eigentümer das Geld ausgegangen. Er möchte nun einen Teil des Grundstückes verkaufen, aber dafür die komplette Kaufsumme haben, die er der Stadt schuldet. „Das wollen wir nicht mittragen, zu wertvoll sind uns unsere Spendengelder, dann suchen wir nach neuen Lösungen“, sagt Heike Fuhrmann.

Trotzdem lassen sich die Helfer aus Suhl nicht entmutigen. Noch am gleichen Tag sind sie mit der Hausbaufirma Polycare, die ihren Hauptsitz in Gehlberg und Zweigbetrieb in Windhoek hat, verabredet. Um den Kindern schnelle Hilfe anbieten zu können, wollen die Suhler ein mobiles Kochhaus auf dem jetzigen Grundstück bauen lassen. Gut, dass in der Baufirma gerade Mitarbeiter aus Deutschland im Einsatz sind. „In einem Ein-Stunden- Teamwork made in Germany planten wir den Bau des Koch-Häuschens. Einer kalkulierte die Kosten, der nächste plante die Steinmenge, ein anderer kümmerte sich um ein Fahrzeug, der nächste telefonierte wegen Fenstern, Tür und Gittern, ein weiterer stellte die Mannschaft zusammen. Das Geld von „Freies Wort hilft“ können wir für solche Zwecke gut verwenden. Für die Spender ist ja wichtig, dass das Geld direkt bei den Kindern ankommt. So können wir für viele Kinder auf einmal Essen kochen“, lässt Heike Fuhrmann die Menschen in der Heimat teilhaben.

Der nächste Tag sollte sich als weniger erfolgreich herausstellen: „Gestern hatten wir um 10 Uhr einen sehr wichtigen Termin bei der Bank. Wir brauchen unbedingt ein Konto, um unsere Lebensmitteleinkäufe und Löhne zahlen zu können. Bisher haben wir über ein spanisches Konto immer einen größeren Betrag an unsere Silke überwiesen und sie hat die Rechnungen für die Lebensmittel, Baumaterialien oder Löhne bezahlt.“ Silke sie ist die weiße, namibianische Farmersfrau, die am Rande der Stadt mit ihrer Familie lebt und der die Kinder in den townships sehr viel bedeuten. Dauerhaft ist das mit dem Geld und Silke aber nicht machbar. „Wir brauchen ein eigenes Konto“, beschreibt Heike Fuhrmann die Situation. Doch der vereinbarte Banktermin platzt.

Ähnlich ist eine Erfahrung zum Grundstückskauf. Der Makler erscheint nicht am Ort des Geschehens. Später stellen Heike Fuhrmann und ihre Mitstreiter fest: Der Mann ist wenig Vertrauen erweckend. Das hat offenbar auch der Grundstücks-Besitzer erkannt und deshalb alle Beteiligten zum Bürgermeister gebeten. Der selbst rät den Suhlern, besser beim Stadtrat den Antrag auf Bereitstellung eines städtischen Grundstücks zu stellen. „Unser Anwältin hat ein entsprechendes Schreiben auf den Weg gebracht“, zeigt sich Heike Fuhrmann erleichtert.

Der größte Erfolg der Namibia-Hilfsreise zeigt sich nach nur einer Woche Aufenthalt. Der Bau des Küchenhauses beginnt. „Bei 35 Grad glühende Hitze haben sie mit dem Bau unserer neuen Kochstube begonnen. Es war für die Mitarbeiter der Firma wie eine Art Team Challenge zwischen Namibianern und Deutschen, zwischen Chefs und Produktionsarbeitern. Alle waren dabei und wollten mal selbst Hand anlegen“, schreibt Heike Fuhrmann.

Nach Erfolgen und Rückschläge, kann Heike Fuhrmann zum Ende ihrer Reise hin verkünden: „Ja, wir haben es geschafft, wir haben ein Konto in Namibia. Dafür verbrachten wir zwei Tage und gefühlt unendlich viele Stunden am Schreibtisch einer Dame der Nedbank. Meine Passport-Nummer kenne ich mittlerweile auswendig, so oft musste ich sie auf ein Formular schreiben. Ich denke, dass Jörg Naumann und ich, als Vertreter unseres Vereins, zusammen rund 80 Blätter ausgefüllt haben. Wenn mir noch einmal jemand sagt, wir Deutschen haben zu viel Bürokratismus...“.

Ein weiterer Erfolg kann sich sehen lassen: „Gestern Abend haben wir unsere Kinder mit ihren Eltern zu einer kleinen Eröffnung unseres Kochhauses und Einweihung der neu gebauten Tische und Bänke eingeladen.“

Das Kochhaus ist in Lego-Bauweise gefertigt. Sobald ein neues Grundstück gekauft ist, kann es am jetzigen Standort abgebaut und am neuen wieder installiert werden. Wie sich alles bis dahin entwickelt, darüber denken die Lions derzeit in der Heimat nach. Es gibt erste Gedanken über einen weiteren Bau auf dem vorhandenen Grundstück – mitten im Niemandsland – welcher wie das Kochhaus in Lego-Bauweise entstehen soll.

Bereits im Juni werden Heike Fuhrmann und Enrico Schreier erneut nach Namibia fliegen. Bis dahin soll das Kochhaus seinen Probebetrieb fortsetzen. Auch um zu erfahren, wie viele Nahrungsmittel für wie viele Kinder benötigt werden. Ziel ist es, so viele Kinder wie möglich mit einer Mahlzeit am Tag satt zu machen.

Spendenkonto von Freies Wort hilft bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse:

DE39 840500 00 1705 017 017 Stichwort: Namibia

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