Gerade jetzt liegt der sechsjährige Ben wieder einmal im Helios Klinikum Erfurt. Er bekommt einen weiteren Block Chemo – mit schlimmen Nebenwirkungen. Der Junge kämpft.
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„Es geht ihm nicht gut“, sagt die Oma von Ben, Manuela Reich. „Er erlebt die ganzen Nebenwirkungen der Chemo mit Fieber, Erkältung, Durchfall und Erbrechen.“ Die schwere Behandlung ist nötig, um den bösartigen Tumor, der sich in Nervenzellen festgesetzt hat, zu besiegen. Zum zweiten Mal inzwischen schon. Denn bereits mit einem Jahr hatte Ben die gleiche Diagnose erhalten. Damals hatte der kleine Mann ein wahres Martyrium durchlebt, war von Klinik zu Klinik und von Behandlung zu Behandlung unterwegs. Chemo, Bestrahlung, Stammzellenbehandlung – all das hat er schon einmal hinter sich gebracht. Dann, im Oktober 2020 wird Ben therapiefrei entlassen. Die Ärzte sprechen damals von einem Wunder. Doch dieses Wunder hat keinen dauerhaften Bestand.
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Seit Januar diesen Jahres ist gewiss, dass der Krebs zurück gekommen ist. Seitdem ist Ben wieder in ständiger Behandlung. Insgesamt vier Blöcke an Chemos warten auf ihn. Dazwischen liegt er, kann kaum aufstehen. Extremer Durchfall und Schwäche fesseln ihn ans Bett. Er muss im Krankenhaus bleiben. Weil es ihm so schlecht geht, bekommt er eine Bluttransfusion. Die schlägt so gut an, dass Ben regelrecht auflebt. Aber zu diesem Zeitpunkt ist schon klar, dass die nächste Chemo bereits auf ihn wartet.
„Er hatte drei gute Tage“, berichtet die Oma im Nachgang. Eine gute Gelegenheit, endlich mal wieder etwas gemeinsam zu unternehmen. Also haben sich Mama, Papa, Bruder Tim und der kleine Ben auf den Weg in die Dino-Ausstellung in Zella-Mehlis gemacht. Für den kranken Jungen wird es ein schöner Tag. Die Sonne scheint, er hat seine Familie um sich.
Drei Tage also. Viel zu kurz. Derzeit mag der kleine Ben wieder fast gar nicht aufstehen. Er ist viel zu schwach, alle Haare sind ihm ausgefallen. Und trotz allem verliert er sein Lächeln nicht. „Er ist ein Kämpfer“, ist sich seine Oma ganz sicher.
Momentan ist Mama Jasmin jeden Tag an seinem Krankenbett, verbringt dort die Tage mit ihrem Sohn. Familienvater Steve bleibt sogar über Nacht. Immer im Wechsel teilen sich die Eltern in diese Aufgabe. Denn daheim, in Albrechts, warten die beiden anderen Söhne. Auch sie leiden unter der Situation. Deshalb versucht Oma Manuela zu helfen, wo es nur geht.
Was die Familie derzeit durchmacht, das möchte niemand selbst erleben. Umso schöner ist es, dass so viele Menschen hinter Ben stehen. Antje Durniok-Redich vom Meininger Reisebüro hat sich bei dieser Zeitung mit folgenden Worten gemeldet: „Ich würde gerne Eintrittskarten für das Legoland Günzburg spenden. Vielleicht wäre dieses Ziel ein kleiner Ansporn durchzuhalten und den Mut nicht zu verlieren. Vielleicht schaffen wir es, einen Tag lang den Spaß am Leben – weit weg von der Krankheit – zurück zu bringen.“
Auch Jana Brosowski, Yoga-Lehrerin aus Suhl, möchte helfen. Sie hat die Gebühren von vier Kursen gesammelt. Dabei sind 810 Euro zusammen gekommen. „Ich bin hauptberuflich Zahnarzthelferin. Der kleine Ben ist bei uns Patient und ich kenne die Familie persönlich“, begründet sie ihr Engagement. Das Geld wird sie an den Verein „Freies Wort hilft“ übergeben. Von den bisher eingegangenen Spendengeldern habe der Verein bereits 10 000 Euro an die Familie überwiesen, versichert Vereinschef Pierre Döring.
Diese Mittel sind gut angelegt. Denn der Zugang zum Haus der Familie ist so gut wie nicht begehbar. Finanziell und aus Zeitgründen konnte Papa Steve bisher dieses Projekt nicht in Angriff nehmen. Das soll sich nun ganz schnell ändern, damit Ben und seine Brüder sicheren Fußes in die Wohnung gelangen können. „Mein Sohn hat schon eine Firma gefunden, die bereit ist, den gesamten Weg neu zu gestalten“, freut sich Oma Manuela. Wenigstens diese Sorge ist der Familie genommen.
Wie es weiter geht? Ben weiß es mit seinen sechs Jahren ganz genau: Noch eine weitere Woche Chemo-Behandlung wartet auf ihn. Danach soll die Stammzellentherapie mit wochenlanger Isolation folgen.