Fotowettbewerb Heimat ist Geschmacksache

Ist Stockbrot ein Stück Heimat? Klar! Das Museum Kloster Veßra sucht Fotos vom Essen und Trinken. Foto: ari

Heimat – ein Wort, in dem sich nicht weniger als eine ganze Welt spiegelt. Sie kann vieles sein – ein Ort, ein Gefühl, ein Mensch, ein Geschmack. Das Museum Kloster Veßra will das in Bildern festhalten.

 
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Hier sind Sie gefragt! Als Leser und als Thüringer. Als Städter und als Dörfler. Als Grabfelder und als Rhöner. Als Wäldler und als Unterländer. Als Hinter- und Oberländer. Als Werrataler und als Ilmtaler. . . Merken Sie was? Heimat ist immer woanders. Klar, werden Sie jetzt sagen: Heimat ist ja auch immer da, wo man zuhause ist. Zwischen Rennsteig, Rhön und anderswo. So viele Menschen – so viele Heimat-Orte. Aber es gibt etwas Verbindendes, das auch immer Heimat ist: Essen und Trinken. Für das Hennebergische Museum in Kloster Veßra ein großes Thema in diesem Jahr. Denn auf der Spurensuche nach dem, was Heimat alles sein kann, hat es recht schnell festgestellt: „Heimat geht durch den Magen.“ Und hier kommen Sie ins Spiel, liebe Leserinnen und Leser. Zeigen Sie dem Museum doch ganz einfach mal, woran bei Speis’ und Trank’ Ihr Herz hängt! Gesucht werden Fotos zum Thema, zu gut neudeutsch „Food-Fotografien“, aber nicht nur das.

An die „großen, runden Blechkuchen“, die früher auf den Dörfern zu Backhausfesten, Jugendweihen und Konfirmationsfeiern gerne gebacken wurde, erinnert sich zum Beispiel Denise Kirchner. Wäre doch schön, wenn jemand genau davon Fotos zuhause hätte, sagt die Museumsmitarbeiterin aus Kloster Veßra. Sie wohnt in Schwallungen – und kennt natürlich die Liebe der Dörfler zu den riesigen Kuchen: Wer zum Beispiel dem Konfirmanden ein kleines Geschenk vorbei brachte, erhielt als Dankeschön ein Paket mit „nassen“ und „trockenem“ Kuchen – also Pflaume, Apfel, Johannisbeere, Quark, Schmand, Streusel, Schokolade, Bienenstich. . . Wer hat die Frauen nicht noch vor Augen, die Mütter und Tanten, Omas und Uromas, die mit Kittelschürzen ausgestattet den Teig ausrollten, das Obst verteilten, später dann die Stücke abschnitten (die Rinde wurde immer weggelassen). Und der ein oder andere wird sich sicher auch an das Lattengestell erinnern, auf dem die runden Bleche in der Speisekammer abgestellt wurden. So viele Momente, die sich eingeprägt haben, weil Kuchen Heimat ist. Und Kuchen nirgends so gut schmeckt wie in der Heimat. Und so viele Motive für die Kamera!

Denise Kirchner hofft, dass der ein oder andere Fotografien von solchen Momenten zuhause hat – ob Farbe oder Schwarzweiß ist völlig egal. Wichtig sei, dass sie zeigen, was hierzulande mit Liebe zubereitet wird, auf den Tisch kommt und gegessen wird. Sie bereitet eine große Fotoausstellung für das Museums vor, die am 12. September, dem Internationalen Museumstag, eröffnet werden wird. Läuft alles nach Plan, ermöglichen die Fotos den Museumsbesuchern dann an vielen Orten der Klosteranlage – zum Beispiel in den historischen Fachwerkhäusern – persönliche Blicke auf das, was Heimat sein kann: Also Kuchen in allen Variationen, die obligatorischen Bratwürste ja sowieso, Klöße und Rouladen, und vielleicht sogar Schnippelsuppe und Hühner-Frikassee, Kartoffeln und Petersiliensoße, Spanferkel und Detscher mit Lauch-Brüh’ – das Südthüringer Heimat-Kochbuch kennt ja so manche Spezialität.

Für Denise Kirchner ist dabei nicht nur der Blick auf den fertig angerichteten Teller wichtig – wenn also die Kuchengabel akkurat zum Stückchen Erdbeertorte nebst Schlagsahne ausgerichtet ist. Sie interessiert sich vor allem für das traditionelle Drumherum. Wie sah einst zum Beispiel ein Schlachtfest auf dem Dorf aus? Wie wurde Wurst gemacht – und in Büchsen abgefüllt? Wer hat Fotos von Milchkannen auf der Laderampe? Oder hat jemand mal seinen Gemüsegarten fotografiert? Gibt es Schnappschüsse von der Kartoffelernte auf dem Feld, vom Heu machen und Heu wenden, vom „Gras machen“ für die Kaninchen? Ganz sicher hat der ein oder andere die stolze Kürbis-Ernte im Bild festgehalten, oder die eigene Erdbeer-Ernte. Kirchen pflücken und Äpfel einlagern, Einkochen und Marmelade machen, Hagebutten sammeln für den Tee im Winter oder Pfefferminze trocknen, Stockbrot backen und Brätel aufs Rost legen – es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Essen und Trinken im Bild festzuhalten. Darauf hofft Denise Kirchner, denn die Ausstellung soll die große Vielfalt zeigen, die Heimat für jeden ausmacht, der hier im Süden Thüringens lebt oder heimisch geworden ist.

Für die Museumsmitarbeiterin ist das auch der Abschluss eines eigenen Projekts, denn Denis Kirchner ist über das Volontärsprogramm des Freistaats Thüringen zunächst zwei Jahre lang im Hennebergischen Museum beschäftigt. Mit dessen Hilfe sollen Museen unterstützt werden, junge Mitarbeiter zu finden. „Heimat geht durch den Magen“ ist für sie sozusagen auch eine Bewährungsprobe. Denn sie muss beweisen, das sie eine solche Ausstellung vorbereiten, gestalten und dokumentieren kann. Schön wäre es, würde sie zum Erfolg werden. Leider macht ihr die Pandemie seit Monaten das Leben schwer: Das Museum ist geschlossen, und dadurch kommt sie auch mit keinem Besucher ins Gespräch.

Trotzdem hofft sie jetzt auf möglichst viele Fotos, die vielleicht sogar mit kurzen Texten versehen sind. Sie können per Post und digital geschickt werden. Wer mehr über den Wettbewerb wissen möchte, findet alle Infos auf der Homepage des Museums. Einsendeschluss ist übrigens der 27. Juni.

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