Der Jubel war am Freitag bei der "Abai"-Premiere im Meininger Theater groß. Für alle Beteiligten. Ganz so, wie es sich für ein kühnes Projekt gehört. Auch, wenn man danach die deutsche Opernlandschaft gewiss nicht neu vermessen muss. Ansgar Haags internationaler Ehrgeiz hat nicht nur seinen Thüringer "Tannhäuser" vor zwei Jahren in die Steppe Kasachstans getragen. Er hat von dort auch die Oper mitgebracht, die in Almaty jede Spielzeit eröffnet. Deren Musik ist als kollektive Leistung von Achmet Schubanow und Latif Hamidi im Lande entstanden und klingt nicht wie die Kopie einer europäischen Oper.

Wobei ihre Schöpfer schon eine Vorliebe für italienisches Opernpathos und das Parlando des deutschen Musikdramas gehabt haben müssen. Die üppig instrumentierte und ausschweifend melodische Musik ist zumindest daran geschult. Bei einer ausgelassenen Hochzeitsfeier im Stück geht schon mal so die Post ab als wäre man in Spanien. Ansonsten aber ist die Musik fast durchgängig auf großes Pathos und große Geste gestimmt, kommt aber kaum über eine cineastische Klangbebilderung im engen Schulterschluss von Text und Handlung hinaus.