Geistliche Chorwerke des Barockzeitalters haben im Repertoire des Suhler Knabenchors Tradition. Man denke nur zurück an Händels monströses "Messias"-Oratorium, mit dem sich die jungen Suhler Sängerknaben vor einem Jahr an gleicher Stelle, der Suhler St. Marien-Kirche, tapfer, aber hörbar mühten. Mit der so spielerisch wie variantenreich ineinander gewobenen Klangfülle eines Antonio Vivaldi tat sich der renommierte Suhler Chor am Samstagabend wesentlich leichter. Zwar besitzt die mehrheitlich erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckte geistliche Musik aus dem Schaffen des italienischen Meisters keine so großen Ohrwurm-Qualitäten wie sie etwa den verführerischen Melodien der "Vier Jahreszeiten" eigen ist. Doch verlangt sie von den Sängern auch keine monumentale, spektakuläre Stimmungsmalerei, wie sie etwa ein Händel-Oratorium erfordert. In den von Vivaldi musikalisch äußerst farbig und prächtig verarbeiteten liturgischen Texten lassen sich immer auch festlich-repräsentative Facetten aufspüren.