Thüringen als Land von Kunst und Kultur - das wird wohl niemand ernsthaft bestreiten. Ein hübsches Etikett, vor allem für Tourismusmarketingstrategen. Und ein pauschales. Wer genauer hinsieht, also Kunst und Kultur am konkreten Beispiel erfährt, der wird mitunter so schnell nicht urteilen (können). Sondern erst einmal nachdenken (müssen). Oder anschauen (wollen). Zum Beispiel eine überaus bemerkenswerte Ausstellung, die die Mühlhäuser Museen seit heute zeigen. Es sind Bilder und Grafiken aus über einem Jahrhundert hiesiger Kunstproduktion. "Der Kunstraum Thüringen im 20. Jahrhundert" lautet der Untertitel der Schau, der zugleich These ist. Auf den ersten Blick scheint dieser Kunstraum nämlich recht dürftig: Das Bauhaus, die Weimarer Malschule, die Thüringer Spuren eines Paul Klee oder Lyonel Feininger, Otto Dix natürlich, Gerhard Altenbourg, der Suhler Expressionist Alexander Gerbig. Und dann?