Christian Neuhäuser, Professor für Praktische Philosophie an der Technischen Universität Dortmund, sieht "Reichtum als moralisches Problem", und so hat er auch sein jüngst erschienenes Buch betitelt. Weil sich immenser Reichtum in den Händen weniger ballt, so die Überzeugung des Autors, könnten große Teile der Weltbevölkerung weder auskömmlich noch in Würde und Selbstachtung leben. Seine zentrale Forderung bringt Neuhäuser recht plakativ so auf den Punkt: "Wir müssen den Reichtum abschaffen." Dabei denkt er an einen "exponentiell steigenden Steuersatz, der ab einem gewissen Punkt gegen 100 Prozent strebt". Klingt reichlich utopisch und ist es wohl auch. Allerdings: Der Spitzensteuersatz lag in den USA noch bis 1964 bei über 90 Prozent. Auch in Großbritannien war er sehr hoch. Dann initiierten Ronald Reagan und Margret Thatcher die neoliberale Kehrtwende.