Die Leipziger Schriftstellerin Kati Naumann stellt auf der Buchmesse einen ungewöhnlichen Roman vor: "Was uns erinnern lässt". Milla und Christine, ihre beiden fiktiven Frauenfiguren, verbindet viel mit dem Thüringer Wald. Ihre Geschichte ist eine autobiografisch gefärbte Spurensuche in Sonneberg und in den Dörfern des ehemaligen Grenzgebiets. Kati Naumann hat für ihre Recherchen Kindheitserlebnisse bei ihren Großeltern, denen einst die Puppenfabrik Georg Scherf gehörte, wieder hoch geholt. Keine leichte Sache. "Beim Schreiben habe ich Heimweh bekommen", erzählt sie. Alle Ferien hat sie mit ihrer Schwester bei ihren Großeltern verbracht: Sie erinnert sich an wunderschöne Waldspaziergänge, an das Fernglas ihres Opas und den Handwagen, in den sie gesetzt wurde, wenn sie nicht mehr laufen wollte. Ihre Großeltern haben ihr in Sonneberg ihre Liebe zur Natur eingehaucht. Heute schreibt sie Geschichten für Kinder, Hörspiele mit Schnecke und Regenwurm als Sympathieträger, Texte für Fernsehserien - und Romane. Mit Tobias Künzel von den Prinzen hat sie ein Musical geschrieben.

"Was uns erinnern lässt" ist nicht nur eine Kindheitserinnerung. Kati Naumann begibt sich auch auf Spurensuche nach dem Leben im ehemaligen Grenzstreifen, nach den Schrecken der Zwangsumsiedlungen und den Folgen des Grenzregimes. "Aber", sagt sie, "das ist kein politisches Buch". Sie möchte nicht urteilen, sie will erzählen. Dafür hat sie Menschen getroffen, sich bei Spechtsbrunn eingemietet, um zu schreiben. Sie brauchte die Nähe zum Wald, um dem Roman einen Klang zu verleihen. Ihr hätten sich viele Menschen geöffnet, und seltsamerweise vor allem die Frauen, erzählt sie. Ihr Vertrauen habe sie erreicht, indem sie eben nicht nach politischen Verstrickungen fragte, sondern danach, wie die Menschen im Alltag zurechtkamen. Und das ist dann doch eine Liebeserklärung an eine ferne Heimat geworden.

Kati Naumann liest am 24. Mai in Hildburghausen und am 13. Juni in Sonneberg