Nieselregen im Thüringer Wald, dazu Nebelschwaden und erstes Herbstlaub - wenn man so will, ist das eine typische klimatische Kulisse für den Provinzschrei. Vom 1. September an, dem Weltfriedenstag, lädt es in Suhl - und auch anderen Orten im Süden Thüringens - bis weit in den Oktober zum Zuhören, Zuschauen, Nachdenken oder Amüsieren ein. Ermöglicht Begegnungen mit Schriftstellern, Musikern, Sängern oder Schauspielern. Zeitigt Gespräche und Berührungen. Öffnet die Gedanken für politische Analysen wie nostalgische Rückblenden, für schöne Lieder wie für zauberhafte Dichtersprache. Kultur, klar, ist das alles. Ein strapazierter, abgenutzter, ein müder Begriff. Wie oft wird er heutzutage lediglich pflichtgemäß erwähnt, wenn es zu zeigen gilt, dass hier und da etwas Gutes geschieht. An so manchem Provinzschrei-Abend in den zurückliegenden 15 Jahren aber ist dieses Wörtchen Kultur zum Glühen gebracht worden - trotz Herbst-Blues und Schmuddelwetter. "In der Provinz", sagt Hendrik Neukirchner, "ist vieles möglich".