Extremwetter Wie groß sind die Unwetterschäden in Bayern?

Markus Brauer/

Starke Unwetter sind am Wochenende über den Süden Bayerns gezogen. Einsatzkräfte berichten von zahlreichen Einsätzen. Hagelkörner zerstören Fassaden. In Kissing bei Augsburg werden gleich mehrere Menschen verletzt. 

 
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Holzbalken und Dachteile eines teilweise eingestürztes Hauses liegen nach einem heftigen Unwetter auf einem Grundstück in Bad Endorf. Foto: dpa/Josef Reisner

Der Dauerregen im südlichen Teil Bayerns geht weiter. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach warnt auch am Montag (28. August) vor lang anhaltendem Regen in der Südhälfte des Freistaats und in der Oberpfalz bis zum Dienstag (29. August). An den Alpen gebe es Unwetter durch Dauerregen, der extrem ergiebig sei, heißt es. Laut DWD dürfte die Unwetterfront in den nächsten Tagen weiter Richtung Norden ziehen.

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Wie ist die aktuelle Lage in Bayern?

Wegen des Dauerregens warnen die Wasserwirtschaftsämter vor Hochwassergefahr in einigen Kommunen. Betroffen sind demnach die Stadt Ingolstadt, die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a. d. Ilm und Mühldorf am Inn sowie Stadt und Landkreis Rosenheim.

Wie groß sind die bisherigen Schäden?

Bad Kissing: Zwölf Menschen wurden am Samstag in Bad Kissing bei Augsburg beim Aufbau eines Bierzeltes verletzt. Sechs von ihnen schwer, wie die Polizei mitteilte. Das Zelt sei von einer Windböe erfasst worden. Rund 30 Menschen hätten versucht, es festzuhalten.

Ebenfalls in Bad Kissing zeigt sich ein Trümmerfeld aus Holzlatten. Hier hatte der Wind offensichtlich das Dach eines Seniorenheimes abgedeckt. Die Holzlatten liegen verteilt auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Laut Bayerischem Roten Kreuz mussten rund 100 Seniorinnen und Senioren in Sicherheit gebracht werden. An der Fassade eines Mehrfamilienhauses in Kissing hinterließ der Hagel deutlich sichtbare Schäden.

Die Polizei berichtet von Fußgängern, die von Hagelkörnern verletzt worden seien. Mit Schneeschaufeln wurden die Hagelkörner von Gehwegen geschaufelt. Die Einsatzkräfte waren auch mit vielen vollgelaufenen Kellern und umgestürzten Bäumen beschäftigt.

Ein vom Sturm entwurzelter Baum liegt auf dem Parkplatz eines Seniorenheims auf einem Autodach in Bd Kissing. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Um den Gehweg von Hagel zu befreien, haben diese beiden in Agusburg die Schneeschippen rausgeholt. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Bad Bayersoien: Besonders stark getroffen wurde auch das oberbayerische Bad Bayersoien. Aufgrund schwerer Unwetterschäden rief das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen für den Ort mit rund 1300 Einwohnern den Katastrophenfall aus.

Nach dem Unwetter im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind die Dächer mehrerer Wohnhäuser mit Planen in  Bad Bayersoien provisorisch abgedeckt. Foto: dpa/Felix Hörhager

In der Gemeinde Bad Bayersoien habe sich am Samstag (26. August) ein heftiges Unwetter mit Sturm und massivem Hagel mit einer Korngröße von bis zu acht Zentimetern ereignet, teilte die Behörde mit. 80 Prozent der Gebäude in dem Ort seien schwer beschädigt worden. Menschen seien aber keine zu Schaden gekommen, hieß es. Um zur Bewältigung der großen Schäden auch Einsatzkräfte aus anderen Landkreisen offiziell anfordern zu können, habe Landrat Anton Speer (Freie Wähler) am Sonntag den Katastrophenfall festgestellt.

Chiemsee: Auf dem Chiemsee mussten laut Bayerischem Roten Kreuz mehrere Boote teils mit Insassen abgeschleppt und vereinzelt auch geborgen werden. Es seien überwiegend Elektro- oder Segelboote gewesen.

Augsburg: In Augsburg hatte am Samstag das Volksfest Plärrer begonnen. Wegen des starken Regens strömten viele Menschen am Abend wieder vom Gelände. Das dortige Polizeipräsidium berichtete von rund 140 wetterbedingten Einsätzen seit Samstagnachmittag.

Hagel liegt auf einem Gehsteig und treibt auf einer überfluteten Straße in Augsburg. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Pfaffenhofen: Ein Baum in einer Hochspannungsleitung sorgte für einen Stromausfall in einigen Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen. Rund 3000 Haushalte waren laut dem Landratsamt betroffen.

Wie wird das Wetter in den kommenden Tagen?

Nach der Hitze und den schweren Gewittern in Süddeutschland steht in den kommenden Tagen in einigen Regionen Deutschlands Dauerregen an. Derzeit bildet sich ein starkes Unwettertief über dem Golf von Genua. Ein Ableger dieses Tiefs bewegt sich am Dienstag über die Alpen in Richtung Polen.

Das Wetterportal Wetter.com warnt vor „sintflutartigen Regen“ im Alpenraum. Zusätzlich zu den bisherigen Niederschlägen sind weitere 100 bis 300 Liter pro Quadratmeter zu erwarten, vor allem im schweizerischen Tessin und Umgebung. Die hohen Regenmengen in kurzer Zeit könnten zu schweren Überschwemmungen führen.

In Deutschland wird der meiste Regen von der Bodenseeregion über das Allgäu bis zu den Ammergauer Alpen erwartet, mit etwa 100 bis 120 Liter pro Quadratmeter.

Das Unwettertief zieht bis Mittwoch ab, aber das unbeständige Wetter mit Sonnenschein und vereinzelten Schauern setzt sich bis Donnerstag (31. August) fort. Am Freitag (1. September) wird es im Süden sonnig und sommerlich warm, während es im Norden gelegentlich leicht regnet.