Erstaufnahme Bewohnerzahl steigt wieder an

Anfang Dezember, als rund 1400 Menschen in der EAE lebten, kam es zu Unruhen. Mehrfach mussten Teile der Unterkunft in der Nacht wegen mutwillig ausgelöstem Feueralarm geräumt werden, was zu Verstimmungen und Auseinandersetzungen führte. Foto: Steffen Ittig

Die Zahl der Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes auf dem Suhler Friedberg steigt weiter an. 1216 Bewohner waren am Dienstag registriert, am Donnerstag waren es bereits 1251. Möglicherweise muss das Land am Freitag doch noch die in standby gehaltene Notunterkunft in Hermsdorf in Betrieb nehmen.

 
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Die Pläne von Thüringens Migrationsminister Dirk Adams (Grüne), die Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Suhl über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel soweit zu entlasten, dass sie bis zum 2. Januar ohne erneute Abverteilung von Flüchtlingen auf Landkreise und kreisfreie Städte nicht erneut überlastet wird, scheinen nicht aufzugehen. Nachdem die Bewohnerzahlen seit Weihnachten wieder täglich angestiegen sind und auch weiterhin um die 40 Neuankünfte pro Tag erwartet werden, könnte dies bei einer Belegung mit 1251 Personen am Donnerstagabend bis zum kommenden Dienstag auf eine Belegung von knapp 1400 Personen hinauslaufen. Deutlich zu viel also, um mit den zur Verfügung stehenden räumlichen und personellen Kapazitäten über den Jahreswechsel einen einigermaßen geregelten Betrieb zu gewährleisten und erneute Ausschreitungen, wie erst Anfang Dezember, zu verhindern. Bereits Mittwochabend musste die Feuerwehr nach Informationen unserer Zeitung wieder zu einem mutwillig ausgelösten Brandalarm an die EAE ausrücken, was damals zu Unruhen unter den Bewohnern und Polizeieinsätzen führte.

Entscheidung zu Hermsdorf am Freitag

Um Suhl schnellstmöglich zu entlasten, hat das Landesverwaltungsamt mit einer Schnellherrichtung jetzt weitere 34 Plätze in der bislang nur für afghanische Ortskräfte und Ukraine-Flüchtlinge genutzten Unterkunft in Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) geschaffen, deren Kapazität damit auf 132 Plätze erhöht wurde. Dorthin sollten noch am Donnerstag und Freitag jeweils gut 50 Flüchtlinge aus Suhl verlegt werden.

Ob die von Adams bei einem Kurzbesuch in der EAE vor Weihnachten als „absolute Notlösung“ bezeichnete Inbetriebnahme der landeseigenen Unterkunft in Hermsdorf (Saale-Holzland-Kreis) als weitere Entlastung für Suhl an diesem Freitag erfolgt, ist noch offen. „Das werden wir Freitagvormittag nach Vorliegen der neuesten Zahlen entscheiden“, sagte LVA-Präsident Frank Roßner am Donnerstagnachmittag unserer Zeitung. Die Einrichtung in Hermsdorf sei nach Weihnachten vom roten in den gelben Status versetzt worden. „Damit kann sie jederzeit innerhalb von 24 Stunden bezogen werden.“ Für die Essensversorgung wurde ein Partner gefunden, der die tagesaktuell benötigten Essenportionen kurzfristig liefern kann. Eigentlich sollten nach den Plänen des Landesverwaltungsamtes dort bereits ab 15. Dezember alle in Thüringen ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterkommen, um sie so schnell wie möglich auf die Landkreise weiter zu verteilen. Eine längerfristige Unterbringung sei dort nicht geplant, da dafür die räumlichen und personellen Voraussetzungen fehlten. Bei Hermsdorf handele es sich lediglich um eine große Halle, in der Doppelstockbetten aufgebaut sind, die durch Bauzäune und Planen voneinander abgetrennt sind. Privatsphäre gibt es nicht, sanitäre Anlagen sind größtenteils ein Provisorium, für eine Betreuung fehlt es an geschultem Personal – eine Verteilung von Menschen, die in Suhl bereits in eigenen Zimmern untergekommen sind, dürfte also auf wenig Gegenliebe bei den Betroffenen stoßen.

Auch deshalb favorisieren alle Verantwortlichen derzeit lieber eine noch für wenige Tage anhaltende Überbelegung in Suhl, bis ab 2. Januar die reguläre Abverteilung der Flüchtlinge auf die Landkreise und kreisfreien Städte wieder aufgenommen wird.

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