Erfurt/Suhl Ab 2028 in Südthüringen nur noch Wasserstoffzüge ?

Von vielen Schaulustigen bestaunt: Der Wasserstoffzug, der am 4. Februar 2019 in Thüringen auf Tour war. Foto: Michael Reichel

Diesel-Qualm ade: Die Landesregierung will das Südthüringer Eisenbahnnetz Ende 2028 nahezu komplett auf mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Züge umstellen.

 
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Erfurt/Suhl - Das Thüringer Verkehrsministerium will in weniger als zehn Jahren auf den Bahngleisen Südthüringens die bisherigen Dieseltriebwagen durch emissionsfreie Wasserstoffzüge ersetzen. Man strebe an, das sogenannte "Dieselnetz Südthüringen" Ende 2028 an einen Betreiber zu übergeben, der Fahrzeuge mit dieser Technologie einsetzen könne, sagte ein Sprecher des Ministeriums unserer Zeitung. Zwar gebe es noch technische und finanzielle Hürden. "Aber das ist der politische Wille des Hauses", sagte der Sprecher. Das Dieselnetz umfasst sämtliche Bahnlinien Südthüringens mit Ausnahme der Linien nach Schweinfurt und Würzburg sowie der Strecke Sonneberg-Coburg, die als einziger Abschnitt im Landessüden elektrifiziert ist.

Andere sind schneller

Auch anderswo setzt man nach erfolgreichen Tests auf Wasserstoff im Bahnverkehr. Im Rhein-Main-Gebiet werden schon ab Ende 2021 insgesamt 27 Züge für Linien zwischen Frankfurt und dem Taunus eingesetzt. 14 Züge sind ab 2022 in der Elbe-Weser-Region in Niedersachsen geplant. In der Eifel (NRW) will man eine Regionallinie bis 2025 umrüsten. er

Bisher werden die Linien von insgesamt 40 Dieseltriebwagen der Süd-Thüringen-Bahn (STB) und der Erfurter Bahn (EB) befahren, die dafür vom Land bis Ende 2028 fest beauftragt sind. Es geht um 4,2 Millionen jährliche Zugkilometer auf Strecken wie Erfurt-Meiningen, Sonneberg-Neuhaus, Erfurt-Ilmenau oder der Werrabahn.

Nach Angaben von Verkehrsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) wolle man den Zugverkehr im Freistaat bis 2050 so umbauen, dass er komplett emissionsfrei und klimaneutral fährt. Man setze "auf einen Mix aus einer möglichst umfassenden Elektrifizierung des Schienennetzes sowie den Einsatz von Elektro-Akku-Hybrid- und Wasserstoffzügen", sagte Hoff. Die zum Jahr 2028 nötige Neuausschreibung diverser Bahnstrecken im Land solle genutzt werden, um klimaneutrale Antriebstechnologien "in der Fläche" zu etablieren. Laut Ministerium kommen Wasserstoffzüge nicht nur in Süd-, sondern vor allem auch in Nordthüringen in Frage.

Zwischen Rottenbach und Katzhütte im Schwarzatal im Kreis Saalfeld-Rudolstadt wurde bereits ein Wasserstoffzug des Typs "Coradia iLint" erprobt. Züge dieser Bauart sollen dort Anfang 2022 im Regelbetrieb die Dieselzüge ersetzen. Es gebe da aber noch Details zu klären, hieß es.

Für den künftigen Wasserstoff-Betrieb im großen Stil solle die Schwarzatalbahn wie "ein Sprungbrett" dienen, sagte der Sprecher. In die finale Entscheidung, ob ab Ende 2028 tatsächlich Wasserstoffzüge durch Südthüringen rollen werden, würden auch Erfahrungen aus anderen Bundesländern einfließen.

Als die größte Hürde gelten die Kosten. "Beim Einsatz von Wasserstofffahrzeugen sind die Anschaffungskosten vergleichsweise hoch", sagte der Sprecher. Besonders der Bau der benötigten Wasserstofftankstellen an der Strecke sei sehr kostenintensiv. Auch ist das Angebot an praxistauglichen Wasserstoffzügen derzeit sehr überschaubar; die Preise sind dementsprechend hoch. Als die größte Konkurrenz für Wasserstoffzüge gelten deshalb Bahnen, die mit einer Elektro-Akku-Hybrid-Technik angetrieben werden und die auch vorhandene Oberleitungen nutzen können. sh/er

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