Laut SPD-Politiker Liebscher werden 3,9 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr gebraucht, um das Plus bei den Medizin-Studienplätzen zu finanzieren. Minister Tiefensee erwartete sogar mindestens 5,2 Millionen Euro. Seinen Widerstand gegen mehr Studienplätze begründete er auch damit, dass Thüringen schon überdurchschnittlich viele Mediziner ausbilde. Hier komme ein Studienplatz auf 8100 Einwohner. In Bayern liege das Verhältnis bei 1 zu 9100 und in Niedersachsen bei 1 zu 25.800. Als sinnvoller erachtete er Stipendien, um in Thüringen ausgebildete Ärzte zu halten.
Kritik kam jetzt auch vom Koalitionspartner. "Wir als Grüne glauben nicht, dass die Qualität der medizinischen Versorgung durch die Erhöhung der Medizinstudienplätze gelöst wird", sagte der Landtagsabgeordnete Olaf Müller. "Auch die Rich-Kids-Variante, eine Vorabquote, die Studierende direkt nach dem Abitur in eine mehr als 12-jährige Abhängigkeit zwängt, ist keine adäquate Lösung des Problems." Stattdessen brauche man familienfreundliche Arbeitsmodelle, um Medizin-Absolventen zu binden.
Dem Beschluss des Landtags zufolge soll es ab 2021 bei der Vergabe der Medizin-Studienplätze in Jena eine "Haus- und Facharztquote" von sechs Prozent geben. Diese könnte auf bis zu 20 Prozent erhöht werden. Ziel sei es, "dass die ärztliche Versorgung in von Unterversorgung betroffenen und bedrohten Gebieten gewährleistet wird". Außerdem soll ein "Strukturfonds" eingerichtet werden, um Studenten Mehrkosten zu erstatten, wenn sie ihre Ausbildung in ländlichen Regionen absolvieren.