Ein Jahr nach dem Brand Steinacher Familie feiert erstes Etappenziel für den Neubeginn

Madlen Pfeifer

Ende Mai 2022 veränderte ein Brand das Leben von Familie Müller aus Steinach. Das Feuer zerstörte ihr Zuhause in der Bätzenecke. Fast auf den Tag genau ein Jahr später steht nun der Rohbau des neuen Heimes und damit ein emotionales Richtfest an.

 
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Danke und Prost. Das sind die beiden Worte, die in der Bätzenecke 16 in Steinach am Abend des 9. Juni am häufigsten fallen. Denn so oft wie nur möglich möchten sich Nadine und Nico Müller bei all ihren Gästen dafür bedanken, was die in den vergangenen zwölf Monaten mit ihnen und für sie gemacht haben. Und die wiederum wollen so oft es nur geht darauf anstoßen, dass die Müllers und ihre drei Kinder ihr Leben ganz bald dort wieder fortsetzen können, wo es vor fast genau einem Jahr durch einen Brand zerstört wurde.

Am frühen Nachmittag des 30. Mai 2022 hatte ein Feuer das Haus in der Bätzenecke in Schutt und Asche gelegt, welches, wie Hausherrin Nadine berichtet, laut Gutachten der Versicherung von der Mülltonne ausgegangen sei. Die fünfköpfige Familie verlor ihr Zuhause, in das sie im Oktober 2012 eingezogen war, und gleichermaßen einen Großteil ihrer Habseligkeiten. Die kann den Müllers niemand zurückbringen. Das Dach überm Kopf aber schon. „Wir haben gesagt, in einem Jahr steht ein neues Haus hier und wieder in einem Jahr ziehen wir ein“, sagt Nadine rückblickend, was die Pläne ihrer Familie anbelangt. Den ersten Teil des Vorhabens jedenfalls haben sie gemeistert: Circa zwölf Monate nach dem Brand stehen sie auf dem Balkon ihres neuen Heimes und feiern Richtfest.

Nico und Nadine Müller (Mitte) lauschen etwa im Beisein von Zimmermännern und Pfarrer Reich dem Richtspruch vom Holzbau-Griebel-Chef Marco Luthardt (5. von links). Foto: Carl-Heinz Zitzmann

Marco Luthardt und seine Zimmermannskollegen von der Holzbau Griebel GmbH haben sich ebenfalls auf der Empore eingefunden. Schließlich darf ein Richtspruch dem Anlass entsprechend nicht fehlen, ebenso wenig wie die immer wieder zwischendurch ertönenden Prost-Rufe und das am Ende auf der Straße in Glück bringende Scherben zerschellende Glas. Vor allem Nadine kann ihre Emotionen, die mit diesem Moment und jenem Tag verbunden sind, nicht verbergen. Immer wieder kommen ihr die Tränen, ob während des Richtspruches oder als der Oberlinder Pfarrer Helmut-Otto Reich ein paar biblische Worte spricht. Aber besonders, als sie selbst zur Rede ansetzt, bekommt sie feuchte Augen.

Hände und Stimme der 45-Jährigen zittern, als sie die ersten Zeilen in Stänichä Mundart verliest: „A Joar is ha, me gläbbt es kaum, aus Planä und Vorham wurd fa uns a Alptraum. De Douch vom Feuer war plötzlich dou. A is vergang, oba bewechn tute uns noch sehr, sehr lang.“ In Reimform blickt sie zurück auf die vergangenen Monate. Auf das, was sich seither in der Bätzenecke 16 getan hat. Und darauf, wer sie und ihre Familie beim Wiederaufbau unterstützt hat.

Hilfe und Spenden „aus ölln Ecknä“

Nach dem großen ersten Schock galt es zunächst, die Überreste der alten Bleibe abzureißen. Und dann? „De Summä war rüm, es planä ging los un schnäll worsch uns klour: A Fachwerkhäusla solls wa, so wies amol wour.“ Basierend auf Zeichnungen und Wünschen der Bauherren wurden schließlich aus heimischem Holz aus Lauscha und Mengersgereuth-Hämmern Balken, die dann zu Wänden fürs neue Heim und darauf noch ein Dach gemacht. „Un gläbbts uns, es war oft sehr schwa, obä dös Ergebnis kann sich doch los gesäh“, resümiert Nadine, die rückblickend im Namen ihrer Familie mehr als einem Dutzend Menschen ein ums andere Mal Danke sagt für jedwede Form der Unterstützung, für all die Schaffenskraft und für das entgegengebrachte Verständnis. Die Eltern finden Erwähnung, ebenso wie die Arbeitgeber und Kollegen, die Nachbarn, Schulfreunde und Bekannte, Pfarrer und Seelsorger Reich, Familie Luthardt, die mit ihrer Gartenhütte den Müllers anfangs ein Dach überm Kopf zur Verfügung stellte, sowie die am Wiederaufbau beteiligten Betriebe und „ölla, die wu ich vegässn hou“. Ein ganz besonders herzliches Dankeschön schicken die Müllers mit feuchten Augen und Blick nach oben in den Himmel zu einem vor wenigen Wochen verstorbenen Freund und engagierten Helfer beim Hausbau.

Auch für die Versicherung gibt’s von Nadine ein paar nette Worte. Vielmehr an eine „Fra, die hat uns vertraut, dös me mit a re Versicherungssumm und viel Eichenleistung widde a Häusla baut“. Alles in allem, so die Bauherrin, habe ihre Familie nach dem Schicksalsschlag „aus ölln Ecknä viel Hilf und Spenden gespürt. Auch der Verein „Freies Wort hilft“ und die Stadt Steinach hatten zu Spenden aufgerufen. 4500 Euro sind seinerzeit zusammengekommen, die das Hilfswerk dieser Zeitung auf 5000 Euro aufstockte.

Mit den Worten „Danke und Prost“ beschließt Nadine Müller den offiziellen Teil und eröffnet den gemütlichen Part des Festes. Sie wischt sich noch einmal die Tränen von den Augen, schnauft tief durch und mischt sich unter die Gäste. Essen und Getränke stehen bereit. Die Schumlacher Musikanten spielen auf. Die Sonne scheint vom Himmel. Die Atmosphäre könnte kaum besser sein, um das erste Etappenziel nach dem Schicksalsschlag zu feiern. Mal sehen, ob sich das Zweite wie geplant in einem Jahr umsetzen lässt mit dem Umzug zurück ins alte neue Zuhause.

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