Verarbeitet wird die gespeicherte Wucht in zwei E-Motoren mit 16 000 Umdrehungen. 175 Kilowatt bringt der vordere, 335 der an der Hinterachse. Letzterer verfügt obendrein über ein Zwei-Gang-Getriebe mit elektronisch geregelter Quersperre. Kurzer erster Gang für maximale Beschleunigung, langer zweiter für Höchsttempo und bestmögliche Effizienz.
Weil ihnen im Zeichen der vier Ringe Performance viel bedeutet, haben sie sich für Synchronmotoren entschieden. Und selbst da wurde noch getüftelt. Statt rundem Draht verwenden sie bei Audi rechteckige Kupferstäbe in Haarnadel-Wicklung. Weil man so deutlich mehr Metall auf gleichem Raum unterbringt. Für höheres Drehmoment, bessere Kühlung, einfachere Isolation. Es sind kleine Dinge, die den großen Unterschied machen.
Zumal sich Flottfahr-Freude nicht allein aus Kraft speist – und am Ende immer die Reifen das Limit setzen. Die Spanne aber haben sie in Ingolstadt gut ausgenutzt: Fahrwerk, Allradantrieb und Lenkung sind in Echtzeit vernetzt, die Luftfederung dämpft über drei Kammern pro Rad, und auch die Hinterachse dreht mit. Alles bewusst weniger spitz als im plattformgleichen Taycan – aber beeindruckend stimmig. Und keine Sorge: Der e-tron GT kommt bei jeder Art von Fahrmanöver sehr viel später an Grenzen als die meisten, die ihn bewegen.
Kein Wunder, dass der schönste Platz links vorne ist. Eingefasst in sportliches Gestühl, umgeben von Carbon und Alcantara. Auch wenn man hinten auskömmlich Platz hat und nur der Einstieg ein wenig Demut vor der schnittigen Dachlinie erfordert. Und man darf vermuten, dass sich unter dem schwarzen Tuch ein höchst opulenter Kommandostand für die Reise ins Niemandsland der Fahrphysik verbirgt.
Doch ob nun "volle Kapelle" oder höchst gemütlich im Eco-Modus – spätestens nach 400 Kilometern ist der Akku leer. Und da versprechen sie bei Audi fünf Minuten Ladezeit für 100 Kilometer – Schnellade-Station vorausgesetzt. Von fünf auf 80 Prozent Kapazität vergehen 23 Minuten. Damit das genau so klappt, versetzt der e-tron GT auf Wunsch die Zellen in eine Art "Wohlfühlbereich" um die 30 Grad. Muss dazu gewärmt werden, kostet das zwar zusätzlich Saft, verspricht aber kürzere und bessere Zyklen.
Die meiste Energie indes holt der GT aus Rekuperation. Bis zu 265 Kilowatt kann er einspeisen. Gut 90 Prozent aller Bremsvorgänge werden so wieder in Strom umgewandelt, nur für den Rest braucht es die übliche Hydraulik. Man wolle schließlich kein Watt liegenlassen, heißt es. Das darf man bei einem Preis von knapp 140 000 Euro allerdings auch erwarten.
Fotos: Audi-AG