Der aus Halle/Saale stammende Historiker Stefan Wolle, der in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen über DDR-Geschichte veröffentlicht hat, schreibt in seiner vor 25 Jahren erschienenen, viel beachteten Analyse „Die heile Welt der Diktatur“ folgenden Satz: „Zuviel Erinnerung ist gefährlich.“ Er meint damit: Wer nichts vergessen kann, der werde über kurz oder lang zu einem Monster. Menschliches Vergessen habe im Seelenhaushalt heilende Funktion: „Die Erinnerung ordnet die Dinge, rückt sie in das rechte Licht, und meist ist es das sanfte und wärmende Licht der Vergebung.“