D Ausgangssperre noch kein Thema

Berit Richter
Mit solchen Abstrichstäbchen im Plastikröhrchen werden Patienten getestet. Im Ilm-Kreis gibt es seit Donnerstag vier Menschen, bei denen der Test positiv verlief. Foto: dpa

Mittlerweile gibt es vier Corona-Fälle im Ilm-Kreis. Die Maßnahmen werden weiter verschärft. Landrätin Petra Enders appelliert vor allem an die Menschen, sich auch an die Anweisungen zu halten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

D ie Zahlen werden auch bei uns steigen", zeigt sich Landrätin Petra Enders (Linke) überzeugt, als sie Donnerstagvormittag zur Presserunde - natürlich unter Einhaltung gebotener Abstände - ins Landratsamt lädt. Mittlerweile sind im Ilm-Kreis vier mit dem neuartigen Coronavirus Infizierte ermittelt.

Die dritte Infektion wurde am Mittwochabend bekannt. Es handelt sich um eine 25-jährige Frau, die sich in häuslicher Quarantäne befindet und nur leichte Symptome zeigt. Sie war in Tirol im Urlaub und stand seit ihrer Rückkehr am 13. März unter Quarantäne. Das Gesundheitsamt des Ilm-Kreises hat den Kontakt zu neun Kontaktpersonen aufgenommen, vier davon im Ilm-Kreis, fünf in Österreich.

Bei Patientin Nummer vier handelt es sich nach Angaben einer Sprecherin des Landratsamtes um eine 52-Jährige, die von einer Reise nach Ägypten zurückgekehrt war. Die Infektion wurde am Donnerstag diagnostiziert. Sie zeigt grippale Symptome und werde im häuslichen Bereich behandelt. Das Gesundheitsamt ermittelt die Kontaktpersonen und setzt diese unter Quarantäne.

Mittlerweile, so erklärt Enders, hat die kassenärztliche Vereinigung im Ilm-Kreis eine Abstrichstelle eingerichtet, anders als ursprünglich geplant, nun doch in Arnstadt und nicht in Ilmenau. Den genauen Standort hält das Landratsamt geheim, nicht zuletzt um zu verhindern, dass Menschen in Panik dort auftauchen und einen Abstrich verlangen. Dieser, so erklärt Enders, werde auch weiterhin nur gemacht, wenn ein begründeter Verdacht vorliegt. Und nur wer die Aufforderungen vorweisen kann, sich an der Abstrichstelle zu melden, wird überhaupt vorgelassen.

Derweil werden die Einschränkungen im öffentliche Leben immer drastischer, aber auch koordinierter. "Es war nicht mehr nachzuvollziehen, dass in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt unterschiedliche Regelungen zur Eindämmung des Coronavirus getroffen wurden. Das konnten auch die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr verstehen ", sagt dazu die Landrätin. Am Mittwoch hätten sich deshalb Thüringens Landräte und Oberbürgermeister mit dem Land auf einheitliche Regelungen verständigt. "Wir haben dem Land angetragen zu prüfen, solche Regelungen im Rahmen einer Rechtsverordnung des Landes umzusetzen. Sollte es nicht möglich sein, dass das Land für alle Landkreise einheitliche Regelungen treffen kann, haben sich die Landkreise und kreisfreien Städte darauf verständigt, dies in einheitlich aufgestellten Allgemeinverfügungen zu tun", erklärt Petra Enders.

Demnach sollen künftig auch Gaststätten, Hotels und Beherbergungsbetriebe geschlossen bleiben. Gaststätten dürfen nur noch unter hohen Auflagen Mittagessen zum Mitnehmen ausgeben. Versammlungen und Veranstaltungen jeder Größe sollen verboten werden. Bestattungen werden nur noch unter freiem Himmel und mit Angehörigen ersten und zweiten Grades stattfinden. Auch bei Trauungen wird die Zahl der Gäste weiter eingeschränkt.

Bei den Geschäften sollen nur noch die geöffnet bleiben, die der Grundversorgung dienen. Dazu zählen laut Beigeordneten Kay Tischer neben Lebensmittelmärkten auch Tankstellen, Apotheken, Sanitätshäuser, Baumärkte, Kfz-Ersatzteile, Tierfutterhandlungen, Optiker und Hörgeräteakustiker. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten auf den Sonntag lehnt Petra Enders dabei ab. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Handels haben auch eine Verschnaufpause verdient."

Am heutigen Freitag soll auch entschieden werden, ob der Busverkehr im Ilm-Kreis auf den Ferienfahrplan gesetzt wird. Bisher läuft er normal weiter, eingestiegen werden darf aber nur noch durch die Hintertür. Verbindungen in die Grundzentren würden auf alle Fälle bestehen bleiben, kündigte Petra Enders an.

Die Bürgerinnen und Bürger mahnt die Landrätin zur Besonnenheit und vor allem zur Einhaltung der vorgegebenen Regeln. Wenn es heiße, man solle Abstand halten und soziale Kontakte meiden, dann gelte es auch, sich daran zu halten und keine Corona-Partys zu feiern oder sich in Massen auf dem Spielplatz zu treffen. Eine Ausgangssperre, wie sie mittlerweile in Bayern in einzelnen Regionen ausgesprochen wurde, ist für Petra Enders aktuell noch kein Thema. Allerdings müsse die Lage auch täglich neu bewertet werden.

Es komme nun darauf an, dass die bisher getroffenen Maßnahmen auch umgesetzt und umgehend eingehalten würden, betont sie. Die Ordnungsbehörden des Kreises und der Kommunen sowie die Polizei würden nun verstärkt kontrollieren. "Hätten sich die Menschen vor sechs Wochen an die Empfehlungen wie Handhygiene und Nießetikette gehalten, wären wir heute nicht da, wo wir sind", mahnt auch Kay Tischer.

Bilder