Corona-Zahlen Warum wir nun die Angaben des RKI verwenden

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Hinter den Corona-Zahlen steht immer Menschen. Foto: dpa/Matthias Balk

Unterschiedliche Rechenwege ergeben unterschiedliche Inzidenzwerte. Wir benutzen ab sofort die Formel des RKI, um Verwirrung zu vermeiden.

 
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Suhl - An die täglichen Meldungen zum Stand der Corona-Infektionen haben wir uns alle inzwischen gewöhnt wie an den Wetterbericht. Auch unsere Zeitung berichtet jeden Tag, gedruckt und digital, über die neueste Pandemie-Statistik aus den Gesundheitsämtern Thüringens und seiner Umgebung. Aus gutem Grund: Ist doch die so genannte Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der in einer Woche neu gemeldeten Infektionen, umgerechnet auf 100 000 Einwohner, die wichtigste Maßzahl, wenn es darum geht, Regeln und verschärfen oder vielleicht doch wieder ein Stück weit Normalität einkehren zu lassen.

So aktuell und so akkurat wie möglich: So will unsere Zeitung ihren Lesern diese wichtige Statistik präsentieren. Dazu fragen wir, neben anderen Daten, Tag für Tag ab, wie viele positive Testergebnisse den Gesundheitsämtern der Region gemeldet werden. Immer um 18 Uhr errechnen wir daraus die aktuellen Inzidenz-Werte, die ein realistisches Bild der momentanen Pandemielage in den Ländern, Landkreisen und kreisfreien Städte abgeben. Veröffentlicht werden sie am Abend online und am nächsten Tag in der gedruckten Zeitung.

Diese vor Ort, direkt an der Quelle erhobenen Daten haben einen großen Nachteil: Sie sind nicht diejenigen Zahlen, an denen sich Kommunal- und Landesbehörden für ihre Anti-Corona-Maßnahmen orientieren. Vielmehr sind Thüringens Landratsämter und Ministerien angehalten, allein die Zahlenangaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin zu beachten. Also jenen „RKI-Angaben“, die nahezu täglich in den überregionalen Medien zitiert werden. Deren Manko: Sie sind weniger aktuell und allen häufig zu niedrig aus.

Das RKI erfragt die Fallzahlen nämlich nicht direkt bei den rund 400 deutschen Gesundheitsämtern. Seine auch aus dem Internet bekannte Inzidenz-Übersicht basiert auf einer bundesweiten Datenbank, in der die Fallzahlen aus den Ländern und Kreisen zusammenlaufen. Auf dem Weg zwischen Gesundheitsamt und Berliner Zentrale kommt es immer wieder zu Verzögerungen und Datenstaus, mitunter auch zu Übertragungsfehlern und nachträglichen Korrekturen. Je nach Arbeitsbelastung und Sorgfalt des jeweiligen Gesundheitsamts kann es einen bis mehrere Tage dauern, bis die vor Ort vorhandenen Zahlen auch in der RKI-Datenbank landen – was bedeutet, dass die RKI-Zahlen stets mehr oder weniger stark der Wirklichkeit hinterher hinken.

Das RKI aktualisiert seine Zahlen immer nur einmal täglich um Mitternacht. Was bedeutet: Inzidenzwerte, die man am Freitagabend online (und am Samstag in der Zeitung) liest, stammen im besten Fall von Donnerstag. Je nach Meldeverzug bilden sie aber den Pandemiestand von Mittwoch oder gar Dienstag ab.

Hinzu kommt: Landen Infektionsfälle erst mehr als sieben Tage nach dem Testergebnis in der RKI-Datenbank, werden sie für den aktuellen Inzidenzwert gar nicht mehr berücksichtigt, sondern nur nachträglich der Vorwoche zugerechnet.

Alles in allem meldet das RKI die Zahlen also verzögert und tendenziell etwasoft (aber nicht immer) zu niedrig. Was nichts daran ändert, dass die zentralen Daten des Berliner Instituts so etwas wie die deutsche Leitwährung der Pandemie sind.

Weil sie das sind, werden sie überall zitiert. Thüringens Gesundheitsämter teilen ihre neuen Corona-Fälle zwar zumeist weiterhin tagesaktuell mit, bedienen sich für die Inzidenzwerte aber inzwischen der Vortags-Zahlen, die beim RKI berechnet wurden. Jener Werte also, die fast imm er von den vor Ort kalkulierten abweichen. Zwei unterschiedliche Inzidenzwerte für ein und denselben tag und Kreis: Das fanden unsere Leser zunehmend als verwirrend. Was verständlich ist: Wer kennt schon die genauen Hintergründe, warum diese Abweichungen zustande kommen?

Wir haben daher entschieden: Ab sofort sind auch für unsere Zeitung die Inzidenz-Zahlen des RKI maßgeblich. Sie erscheinen in unseren täglichen Berichten sowie auf der Corona-Karte im Digitalangebot sowie auf der Seite „Freizeit“. Zwar sind diese Ziffern weniger aktuell als bisher, dafür aber besser vergleichbar – und als Grundlage für Lockerungen oder Verschärfungen vin Corona-regeln der zuverlässige Maßstab. er

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