Candida auris Krankmachender Pilz breitet sich in Deutschland aus

Markus Brauer/

Der Pilz Candida auris ist zwischen Menschen übertragbar und gegen diverse Medikamente immun. Gesundheitsbehörden sind alarmiert, Forscher dringen auf eine generelle Meldepflicht.

 
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Der Leiter des Nationalen Referenzzentrums für invasive Pilzinfektionen, Oliver Kurzai, hält eine Petrischale mit dem Hefepilz Candida auris in den Händen. In Deutschland werden immer mehr Fälle bekannt, in denen schwer kranke Patienten mit dem gefährlichen Hefepilz Candida auris infiziert sind. Foto: dpa/Nicolas Armer

Der erst vor wenigen Jahren entdeckte Pilz und Krankheitserreger Candida auris breitet sich rasch in Deutschland aus. 2023 sei er bundesweit 77 Mal nachgewiesen worden – das sei sechsmal häufiger gewesen als in den Vorjahren, wie aus der Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) mit Sitz in Jena hervorgeht. Der erst 2009 entdeckte Hefepilz ist zwischen Menschen übertragbar und gegen diverse Medikamente immun.

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Anstieg der Fallzahlen

„Wir gehen aktuell mit hoher Sicherheit davon aus, dass es sich um einen realen Anstieg der Fallzahlen handelt und nicht um eine bessere Erfassung“, sagt Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg, zugleich Leiter des NRZMyk, am Donnerstag (2. Mai) . Bisher sei dem Referenzzentrum aber kein Todesfall in Deutschland bekannt, der direkt auf eine Infektion mit dem Hefepilz zurückzuführen ist. Dennoch sei der Pilz gefährlich, gerade für vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen.

Nach Kurzais Angaben sind neben Blutstrominfektionen („Pilzsepsis“) insbesondere Infektionen von Prothesen und Fremdmaterialien im Körper durch Candida auris bedrohlich und schwer zu behandeln, etwa Infektionen von Gelenkprothesen.

3D-Darstellung von Candida Auris im Blut. Foto: Imago/Science Photo Libray

Forscher dringen auf generelle Meldepflicht

Den Anstieg der Fallzahlen in Deutschland hat das Forschungsteam um Alexander M. Aldejohann von der Universität Würzburg im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin veröffentlicht. Nur ein Teil dieser Fälle sei im Rahmen der 2023 eingeführten Meldepflicht erfasst worden, da diese nur für bestimmte Infektionen gelte.

Ein weiterer Anstieg der Fallzahlen in Deutschland müsse als wahrscheinlich angenommen werden, eine generelle Meldepflicht für jeden Labornachweis könnte eine Ausbreitung des Pilzes bremsen. Es rät zudem zu umfassenden Tests auf Candida auris.

Vor allem für Erkrankte eine Gefahr

Gesunden Menschen setzt der Pilz gewöhnlich nicht zu. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kann er zum Problem werden, vor allem auf Intensivstationen. Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektionen. Durch die Luft wie etwa das Coronavirus verbreitet sich der Erreger nicht. „Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet“, schreiben die Forscher.

Candida-Auris-Infektion im weiblichen Unterleib. Foto: Imago/Science Photo Library

Ausbrüche vor allem in Kliniken

Bei 58 von 77 im vergangenen Jahr in Deutschland registrierten Fällen waren die Patienten von dem Pilz besiedelt. In 13 weiteren Fällen kam es den Wissenschaftlern zufolge zu einer Infektion. In 6 Fällen sei der Status unklar.

Von den besiedelten Patienten oder denen mit unklarem Infektionsstatus hätten im späteren Verlauf 5 eine invasive Infektion entwickelt. Die häufigsten Infektionen waren demnach Wund- und Gewebsinfektionen, Blutstrom- und katheterassoziierte Infektionen und Protheseninfekte.

Die Zunahme von Candida auris sei vor allem auf drei Ausbruchsgeschehen zurückzuführen, heißt es. „Der enorme Anstieg 2023 hat uns überrascht. Ausschlaggebend sind hier vor allem auch Ausbruchsgeschehen in Krankenhäusern. Wenn diese nicht frühzeitig erkannt und adäquat bekämpft werden, sind sie später sehr schwer in den Griff zu bekommen“, erklärt Aldejohann.

Der erst 2009 entdeckte Hefepilz Candida auris hat sich rasch international verbreitet. Von Anfang an war der überaus hartnäckige Erreger gegen einige Antimykotika - Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall – und manche Desinfektionsmittel resistent.