Buchmesse Leipzig lockt mit einem Bücherfest

Ab heute erwartet die Leipziger Buchmesse wieder tausende Besucher. Foto: /Jens Kalaene

Drei Mal hintereinander fiel die Leipziger Buchmesse der Pandemie zum Opfer. Nun soll der traditionelle Frühjahrstreff der Branche wieder zu einem tollen Lesefest werden – auch einige Thüringer Verlage und viele Thüringer Besucher werden in der Messestadt erwartet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Österreicher kommen. Und ihr Motto passt wohl zum sächsischen Selbstverständnis wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge: Mit „mea ois wia mia“, („mehr als wir“) reisen in diesem Jahr alpenländischen Buchverlage mit exklusivem Druckwerk und populäre Autoren an die Pleiße. Mit den Leipzigern werden sich die Akteure des Gastlandes dabei wohl gut verstehen. Denn die traditionsreiche Buchmesse im Osten gilt seit jeher als Lesefest und Publikumsmagnet: Während in Frankfurt vor allem Geschäfte gemacht werden, wird in Leipzig das Kulturgut Buch gefeiert – und gelesen, gelesen und nochmals gelesen. Obwohl heute längst nur noch ein kleiner Teil der deutschen Buchverlage in der Stadt ansässig ist, schwingt im messestädtischen Selbstbewusstsein noch immer mit, einst das Zentrum der europäischen Buchbranche gewesen zu sein – „mia san mia“ würde der Österreicher dazu sagen.

Manga-Comic-Con in zwei Hallen

Trotz der Verschiebung der Buchmesse vom traditionellen Termin Mitte März auf Ende April spielt das Wetter den Leipzigern in diesem Jahr in die Hände. Der Frühling ließ bislang auf sich warten, nun also könnte die erste Buchmesse seit 2019 zu einem echten Frühlingserwachen werden. Die vielleicht sogar so viel Publikum anlockt wie in vergangenen Jahren: Vor der Pandemie zählten die Veranstalter in den Messehallen und dem großen Glaspalast sowie bei hunderten Lesungen in der Innenstadt regelmäßig rund 280 000 Besucher an den vier Messetagen – eingerechnet natürlich der vielen, meist bunt kostümierten Fans der beliebten Manga-Comic-Con. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen an dieser Comic-Kultur ist mit den Jahren ständig gewachsen. Und zwar derart, dass die Buchmesse nun erstmals sogar zwei Messehallen für die Fans reserviert – neben der traditionell genutzten Halle 1 nun auch noch Halle 3. Hier sind auch die Kinder- und Jugendangebote der Buchverlage platziert. Einen solchen Doppel-Wumms hinsichtlich jugendlicher Pop-Kultur gab es in Leipzig noch nie.

Wie in den Jahren zuvor nutzen auch diesmal wieder viele Schulen die Möglichkeit, die Messe im Rahmen des Deutschunterrichtes zu besuchen. Auch Buchhändler laden ihr Publikum wieder dazu ein. Aus dem Süden Thüringens werden sicher einige Klassen Richtung Leipzig unterwegs sein – und dabei vielleicht auch den ein oder anderen Thüringer Messestand besuchen. Die Zahl der Verlage aus dem Freistaat, zu deren verlegerischen Selbstverständnis es gehört, in Leipzig präsent zu sein, ist innerhalb der letzten drei Jahre allerdings deutlich geschrumpft. Ganze 23 Thüringer Aussteller listet der Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auf. Damit ist Thüringen absolutes Schlusslicht – auch als Wirtschaftsstandort für die Buchbranche übrigens. Der mitteldeutsche Vergleich: Immerhin 35 Aussteller haben sich aus Sachsen-Anhalt angemeldet und 174 kommen aus Sachsen. Nur der kleinere Teil davon sind echte Verlage.

Rund 2 500 Aussteller aus 46 Ländern zählte die letzte Buchmesse 2019. Thüringen ist bei einer so großen Zahl an Messeständen nur eine Randerscheinung – allerdings sorgt die Ilmenauer Verlagsgruppe Grünes Herz an gleich mehreren Stellen in den Messehallen dafür, dass das Grüne Herz Deutschlands auch in Leipzig gesehen wird. Sie zählt neben den Verlagen Kirchschlager aus Arnstadt, Tasten und Typen aus Bad Tabarz, dem Knabe-Verlag und dem Wartburg-Verlag aus Weimar zu den ganz wenigen echten Buchverlagen unter den hiesigen Ausstellern. Nicht mehr als eine Handvoll mögen es insgesamt sein. Zu Thüringer Ausstellern gehören etwa auch die Universität Jena oder das Theater Erfurt. Nicht mehr dabei sind der Amicus-Verlag aus Sonneberg oder der Jung-Verlag aus Zella-Mehlis.

Über 3000 Lesungen

Die Verlagsgruppe Grünes Herz (zu dem auch der Rhino-Verlag Ilmenau, der Demmler-Verlag in Mecklenburg und der traditionsreiche Leipziger Buchverlag für die Frau gehören) hat sich entgegen dem Thüringer Trend mit einem breiten Portfolio aufgestellt: Angefangen von Landkarten aller Art, mit deren Publikation der Verlag vor 30 Jahren gegründet wurde, bis hin zu Sachbüchern verschiedenster Themen und Belletristik einschließlich Krimis. Der eigene Vertrieb garantiert den Ilmenauern dabei den direkten Kontakt zu Lesern und Händlern und sorgt für Unabhängigkeit vom schwerfälligen und teuren Großhandel.

Zur Buchmesse gehört seit vielen Jahren das Lesefest „Leipzig liest“. Es ist mit jedem Jahr weiter gewachsen und verzeichnet für die heute beginnenden Messe-Marathon 3000 Veranstaltungen mit rund 3200 Mitwirkenden im Programm. An 350 Orten auf der Messe und in der Leipziger Innenstadt lesen Autoren aus ihren Büchern. Oft öffnen dabei interessante Orte ihre Türen – diesmal etwa das Bundesverwaltungsgericht, das Gohliser Schlösschen oder die Kapelle auf dem Südfriedhof und natürlich dutzende Kneipen und Geschäfte in der Innenstadt.

Die Messe ist von Donnerstag bis Samstag 10-18 Uhr, Sonntag 10-17 Uhr geöffnet. Infos zu Messe, Rahmenprogramm und Lesefest: www.leipziger-buchmesse.de und www.manga-comic-con.de

Erreichbar per Bahn bis Bhf. Leipzig-Messe mit dem Thüringen-Ticket. Zum Beispiel ab Suhl in drei Stunden. Hin und zurück für 27 Euro, jede zusätzliche Person 8 Euro mehr. Drei Kinder bis 14 Jahren fahren gratis mit. Fahrplan von Tür zu Tür und Ticket: www.bahn.de/reiseauskunft

Autor

Bilder