Brief an Müller Noch längst nicht ausgeblüht

Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Uwe Appelfeller schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zu Blühwiesen.

 
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Natürlich haben Sie recht, lieber Herr Müller, ... ... der Blick über den Gartenzaun zeigte Ihnen letztens, dass fast alle Ihre Nachbarn die erste Rasenmahd noch hinauszögern. Blumige Wiesen mit hohem Gras ringsherum in den Gärten – da wagt man kaum, die eigenen Gräser zu kürzen. Denn der Natur zuliebe steht das sogenannte Ausblühen der Wiesen im Frühjahr derzeit hoch im Kurs.

Sie erinnern sich sicher noch an Zeiten, in denen Anfang Mai schon viele private Wiesen auf Streichholzlänge gekürzt waren. Und natürlich fragen Sie sich zu Recht, Herr Müller, ob ein generelles Umdenken stattgefunden hat im Sinne der Natur, oder ob die Inflation auch in den Gärten ihre Spuren hinterlässt. Wenn man sich einen oder zwei Rasenschnitte pro Jahr spart, sind das in größeren Gärten auch eine Menge an Strom- oder Spritkosten, die man einsparen kann (je nachdem, ob man elektrisch oder mit Benziner mäht). Die Blumen und die Insekten werden sich jedenfalls gleichermaßen freuen. Bei Ihren Enkelkindern dagegen gibt es zweigeteilte Meinungen. Das Herumstolpern im kniehohen Gras macht wenig Spaß, wenn das Gras noch nass ist. Das anschließende Hinfallen auf den weichen Boden ist dagegen wieder sehr lustig. Fußballspielen ist unmöglich, Versteckspielen dafür umso mehr. Daher verstehe ich Ihren Plan, Herr Müller: Sie haben vorerst nur den halben Rasen gemäht. So hat jeder etwas davon.

Mit freundlichen Grüßen

Uwe Appelfeller

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