Breitbrunn Breitbrunner Räte rudern zurück

Günther Geiling

Es ist ein Wechselbad der Gefühle: Nachdem dem Projekt "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" zuletzt das Aus quittiert wurde, soll es nun doch weitergehen. Grund sind günstigere Kostenkalkulationen.

 
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Breitbrunn - Die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" Breitbrunn hat nun im letzten Moment doch noch die Kurve gekriegt und biegt nun in die Zielgerade ein. Nachdem vor rund vier Wochen der Gemeinderat das Vorhaben mit sieben zu sechs Stimmen gestoppt hatte, traf nun das Ratsgremium mit elf zu zwei Stimmen den Grundsatzbeschluss, dass die Gemeinde als Träger das Projekt im unveränderten Umfang fortführt und im Rahmen der Kofinanzierung der Kostenanteil der Gemeinde auf 175 000 Euro begrenzt werden soll.

Der Tagesordnungspunkt stieß trotz Corona und Maskenpflicht auch auf Interesse der Allgemeinheit und 14 Bürger wohnten der Sitzung im Saal des Gemeindezentrums bei. Bürgermeisterin Ruth Frank erinnerte daran, dass der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung die weitere Beauftragung des Planungsbüros abgelehnt hatte. Nun sei es aber erforderlich, grundsätzlich zu entscheiden, ob es mit der Erlebniswelt weitergehen soll.

Außerdem hatte Gemeinderat Andreas Fösel beantragt, den Tagesordnungspunkt erneut zu beraten, was aber nur möglich sei, wenn neue Gesichtspunkt vorlägen. In seinem Schreiben hatte er dabei die Anzahl der "Open-Air-Veranstaltungen" als zu gering erachtet und auch das Ausschankende sollte über 21.30 Uhr hinaus gelockert werden. Selbst den Konsum der Speisen/Getränke sah er in der Einnahmeseite als sehr konservativ gerechnet. Schließlich kritisierte er die pauschale Preissteigerung bei den Kosten in Höhe von zehn Prozent durch das Architekturbüro. Die Verwaltung war aber der Ansicht, dass wesentlich neue Gesichtspunkte nicht vorliegen und es auch keine verbindlichen Aussagen zur Änderung der Auflagen in der Baugenehmigung gebe, außer dass man zehn Veranstaltungen pro Jahr in Aussicht gestellt habe.

Dem Gremium lag dann eine Gesamtkostenberechnung von 896 000 Euro vor, die nach unten korrigiert worden war und gegenüber der letzten Sitzung von einer Kostenerhöhung von nur fünf Prozent ausging, statt von zehn Prozent. An Einnahmen werden dazu erwartet vom Amt für Ländliche Entwicklung 495 985 Euro, Leader-Förderung 68 649 Euro, Unterfränkische Kulturstiftung 31 124 Euro, neun Gemeinden Lebensregion-Plus 45 000 Euro, Landkreis Haßberge 10 000 Euro, Sparkassenstiftung 10 000 Euro, Spenden bisher 15 000 Euro.

Bei der Aufstellung ungedeckter Finanzierungskosten für die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" steht nun der Betrag von 325 000 Euro, der durch zusätzliche Kosten für die Busspur mit 60 000 Euro und die Kostensteigerung mit 45 000 Euro ausgewiesen ist und mit Spendengeldern des Fördervereins mit 120 000 Euro und dem geplanten Gemeindeanteil der Gemeinde mit 100 000 Euro beglichen werden soll. Dem schloss sich eine rege Diskussion an, die Erwin Hild damit eröffnete, "dass die Erlebniswelt gut zum Kreuzweg und der Kapelle passen würde." Cynthia Derra sprach von vier intensiven Wochen, in denen es nicht nur um die Investitionen ging. "Damit definieren wir unsere Gemeinde auch in die Zukunft. Dabei sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass es auch viel bringen kann. "Die Unterhaltungskosten sind sehr schwierig zu kalkulieren, aber wir sollten das Projekt nicht komplett sterben lassen."

Georg Kundmüller erinnerte an den Beschluss der Gemeinde vor zwei Jahren, bei dem man festgelegt habe, dass sich die Gemeinde mit 100 000 Euro beteilige. Nun sei man mit dem Anteil von 400 000 Euro konfrontiert worden. "Ich halt es für wichtig, eine Kostendeckelung mit aufzunehmen". Dabei nannte er die Summe von 175 000 Euro "mit dem Ziel nach Möglichkeit drunter zu bleiben". Frank Fella sah es ähnlich, dass die Kosten auch bei ihm immer im Mittelpunkt standen und die mit dem Förderverein unter den Hut gebracht werden müssten. Manfred Wolf meinte, dass selbst die Bevölkerung umliegender Ortschaften dahinterstehe. "Wir sollten Mut zeigen. Dass wir jetzt über Preissteigerungen reden, ist fehl am Platz. Wenn unsere Altvorderen so gedacht hätten, hätten wir keine Schulen und anderes mehr."

Margit Lang hielt das Projekt für gut, "aber ich hätte es mir kleiner gewünscht. Für mich wäre es wichtig, dass der Förderverein die Energie aufbringt und die Veranstaltungen stemmt." Thomas Schlee erinnerte an die Investitionen der letzten Jahre in Lußberg und Kottendorf. "Deswegen können wir auch für Breitbrunn jetzt einmal 175 000 Euro in die Hand nehmen. Es wird ein Aushängeschild für unsere Gemeinde, denn die Erlebniswelt gibt viele Einblicke in die Geschichte des Abbaus des Sandsteins." Es wäre eine Bereicherung für die Gemeinde und den Landkreis. In diesem Zusammenhang sah Georg Kundmüller die Zuschüsse vom Landkreis und den umliegenden Gemeinden als zu gering an. Man sollte, so meinte er, diese um eine Erhöhung bitten. Kreis und Gemeinden sollten sich mehr am Projekt beteiligen.

Stefan Greul erläuterte den Sinneswandel der Gemeinderäte. "Es standen 400 000 Euro im Raum und das war zu hoch für die Gemeinde. Wenn wir es so auf 175 000 Euro bringen, können wir es stemmen und vielleicht kommt es auch noch günstiger." Auch Dunja Virnekäs meinte "bei 400 000 Euro habe ich auch Bauchschmerzen gehabt, aber mit der Deckelung können wir es angehen."

Bürgermeisterin Ruth Frank nahm dann zu der "ominösen Zahl 400 000 Euro" Stellung. "Sie ist deshalb zustande gekommen, weil wir reichlich gerechnet haben. Ich denke aber, dass wir bei einem Betrag von 175 000 Euro durch die Gemeinde den Rest noch durch Spenden generieren können." Mit dem Projekt gebe man der Gemeinde auch "ein Stück Identität als Sandsteingemeinde". Die finanzielle Situation sei in besonderen Zeiten wie der Coronakrise zwar heißer geworden, aber es führe auch dazu, dass die Leute wieder mehr in Deutschland und ihrer Region bleiben.

Georg Kundmüller wünschte sich für den Beschluss, dass man von einer "maximalen Förderung" der Gemeinde sprechen sollte, statt von einer "möglichen Begrenzung". Geschäftsleiter Matthias Klauda von der VG Ebelsbach gab zu bedenken, dass der Projektträger Gemeinde die Finanzierung, auch im Hinblick auf die Förderungen, sichern müsse. Bei höheren Kosten könne man bei den ersten Vergaben zwar noch reagieren, aber bei weiteren Ausschreibungen sich seiner Verantwortung nicht mehr entziehen. So könne man keine Deckelung mehr reinbringen und die Gemeinde trage auch das Kostenrisiko.

So kam es zum ersten Beschluss: "Das Projekt Erlebniswelt Fränkischer Sandstein wird in unverändertem Umfang fortgeführt. Im Rahmen der Kofinanzierung übernimmt die Gemeinde alle Kosten, die aber nach Möglichkeit auf 175 000 Euro begrenzt werden sollen. Die Gemeinde erwartet, dass darüberhinausgehende Mehrkosten durch Spenden, durch die Unterstützung des Fördervereins oder anderweitige Mittel getragen werden." Dies wurde bei zwei Gegenstimmen angenommen.

In einem zweiten Beschluss wurde bei einer Gegenstimme beschlossen: "Das Planungsbüro wird im Rahmen der stufenweisen Beauftragung mit den Leistungsphasen fünf bis sieben (Ausführungsplanung, Vorbereitung der Vergabe und Mitwirkung bei der Vergabe) beauftragt."

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