Brände in Griechenland Feuersturm treibt Athener in die Flucht

Gerd Höhler

Außer Kontrolle geratene Brände hinterlassen im Norden Athens eine Spur der Verwüstung. Dass es keine Toten gibt, liegt an einem neuen Warnsystem.

 
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Feuerwehrleute kämpfen gegen den Waldbrand, der am Dienstag auf Vororte von Athen übergegriffen hat. Foto: dpa/Marios Lolos

Athen - Die Tische waren festlich gedeckt. Am Abend sollte eine Hochzeit gefeiert werden auf der Terrasse des beliebten Ausflugslokals im Athener Vorort Varybobi. Aber vor den Gästen und dem Brautpaar kam das Feuer. Das Personal konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen. Als der Gastwirt am Mittwochmorgen in sein Lokal zurückkehrte, war alles ein Raub der Flammen: Die Tischdecken verkohlt, Gläser, Teller und Besteck rußgeschwärzt. Von den Polsterstühlen sind nur die Metallgerippe übrig.

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Anwohner greifen zu Wasserschläuchen

Am Mittwoch boten die einst idyllischen Gebiete im Norden Athens, über die am Abend zuvor ein Feuersturm hinweggefegt war, ein Bild völliger Verwüstung. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach von einem „Albtraum am Rand der Stadt“. Das Feuer war am Dienstagmittag aus noch ungeklärter Ursache in der Nähe der Vorstadt Acharnes ausgebrochen. Bei Temperaturen von über 40 Grad und angefacht von einem Nordwestwind breiteten sich die Flammen in den Wald- und Buschgebieten schnell aus.

Vielerorts versuchten die Anwohner, ihre Gärten und Häuser mit Wasserschläuchen gegen die Flammen zu verteidigen. Trotz des massiven Einsatzes von Löschflugzeugen griff der an vier Fronten tobende Brand am Abend auf Wohngebiete im Norden Athens über. Vier Ortschaften mussten evakuiert werden. Die Zivilschutzbehörde forderte mit SMS-Nachrichten und akustischen Handy-Warnungen Bewohner in den gefährdeten Gebieten zum Verlassen ihrer Häuser auf.

Das neue Alarmsystem rettet Leben

Dieses Alarmsystem entwickelte der Zivilschutz in Griechenland nach dem verheerenden Feuer im Athener Vorort Mati, bei dem vor drei Jahren fast 100 Menschen starben. Mit dem System werden Menschen örtlich gezielt mit Textnachrichten und starken akustischen Signalen ihrer Mobiltelefone vor drohenden Gefahren gewarnt.

Diesem Alarmsystem ist es nach Ansicht von Experten zu verdanken, dass die Brände in den Vororten bisher keine Todesopfer forderten. Dank der frühzeitigen Warnungen konnten Tausende in ihren Autos vor der Flammenfront fliehen. Andere wurden mit Bussen in Sicherheit gebracht. Feuerwehren, Freiwillige und Soldaten kämpften die ganze Nacht gegen die Flammen.

In der Morgendämmerung konnten auch die Löschflugzeuge und Hubschrauber wieder eingesetzt werden. „Die Feuer sind jetzt größtenteils unter Kontrolle“, sagte am Mittwochmorgen Nikos Chardalias, der griechische Vizeminister für Zivilschutz und Chef der Katastrophenschutzbehörde. Ministerpräsident Mitsotakis versprach Hilfen zum Wiederaufbau der abgebrannten Häuser und eine Aufforstung der eingeäscherten Wälder.

Waldgebiete sollen Bauland werden

Nach einer ersten Bilanz, die Zivilschutz-Chef Chardalias am Mittwochmittag zog, brannten 1250 Hektar Wald- und Buschland sowie Nutzflächen ab. 76 Wohnhäuser und 27 Gewerbebetriebe wurden schwer beschädigt. Zu den Ursachen der Brandkatastrophe gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Bei der großen Dürre und den Extremtemperaturen von über 40 Grad kann schon ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel einen Brand auslösen.

Aber hinter vielen Feuern in Griechenland werden Grundstücksspekulanten vermutet, die versuchen, mit einer Lunte Waldgebiete in lukratives Bauland zu verwandeln. Auch wenn es den Feuerwehren am Mittwoch gelang, die Brände bei Athen unter Kontrolle zu bringen, ist die Gefahr noch nicht vorbei. Überall gibt es noch Glutnester. Aufkommender Wind könnte sie wieder anfachen. Und die Hitzewelle soll erst am Wochenende etwas abflauen