Biosphärenreservat Rhön Rehkitz von Hund gerissen

Das von einem frei laufenden Hund gerissene Rehkitz wurde am Heidelstein oberhalb der Rhönklub-Gedenkstätte gefunden. Foto: Lukas Nietsch

Dass ein Rehkitz von einem Hund gerissen wurde, ist eh schon eine schlechte Nachricht – dass Ranger beschimpft wurden, als sie der Sache nachgehen wollten, eine ebensolche. Im Biosphärenreservat Rhön Bayern, nahe zur thüringischen Grenze, gab es einen unschönen Zwischenfall.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

In den Kernzonen und Naturschutzgebieten im Unesco-Biosphärenreservat Rhön gilt eine ständige Leinenpflicht für Hunde. Darauf weisen die bayerische Verwaltung des Biosphärenreservats und die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rhön-Grabfeld hin. Der Anlass dafür ist, dass in den vergangenen Tagen ein Rehkitz in der Langen Rhön von einem frei laufenden Hund gerissen worden war. Die Ranger der Verwaltungsstelle bitten um mehr Verständnis bei Hundebesitzern und allen, welche die Rhöner Naturlandschaft erleben möchten.

Verstöße gegen die Leinenpflicht und das Wegegebot – es bedeutet, markierte Wanderwege nicht zu verlassen – stellen eine Ordnungswidrigkeit dar und können mit einem Bußgeld geahndet werden.

Die Schützer des Biosphärenreservates erklären zum Thema frei laufende Hunde: „Hunde bemerken Wild meist viel früher als ihre Besitzer, viele folgen dann blind ihrem Jagdtrieb. Das bedeutet zusätzlichen Stress und Energieverbrauch für Wildtiere und kann bedrohliche Folgen haben. Zum jetzigen Zeitpunkt sind hier zahlreiche Bodenbrüter wie Braunkehlchen, Bekassine oder Birkhuhn in den Wiesen mitten im Brutgeschehen und werden durch Hunde gestört oder vertrieben. Natürlich ist nicht jeder Hund ein geborener Jäger – jeder angeleinte Hund ist aber wiederum ein Vorbild für andere.“

Die vielfältigen Lebensräume im Naturschutzgebiet der Rhön beherbergen eine große Artenvielfalt. Vor allem Rehwild kann man derzeit wieder häufig entdecken, wenn man zum Beispiel auf der Hochrhönstraße unterwegs ist – oder zu Fuß auf den zahlreichen markierten Wanderwegen.

Ranger behindert und beleidigt

Einige davon führen zum Heidelstein, wo nach Angaben eines Besuchers ein frei laufender Hund ein Rehkitz gerissen hatte. Die Ranger der bayerischen Verwaltungsstelle suchten daraufhin nach Hundebesitzer und Rehkitz. Was sie dabei erlebten, macht sie nicht gerade froh, wie sie schildern: Demnach reagierte ein weiterer Besucher, der zufällig unterwegs angetroffen wurde, auf die Bitte, dem Einsatzfahrzeug der Ranger Platz zu gewähren, sehr ungehalten. Er beschimpfte, beleidigte und nötigte die Ranger, sodass sie die Hundehalterin nicht mehr rechtzeitig antreffen konnten. Diese hatte sich mit ihrer Begleiterin umgehend vom Ort des Geschehens entfernt, ohne sich um das verletzte Tier und den Schaden zu kümmern. Nach weiterer Suche konnte das Rehkitz gefunden werden – leider bereits tot.

„Die Ranger erfüllen eine unverzichtbare Aufgabe für den Naturschutz“ betont die Leiterin der bayerischen Verwaltungsstelle, Dr. Doris Pokorny. „Sie werben für die schützenswerte Artenvielfalt im Biosphärenreservat und sensibilisieren für ein umsichtiges Verhalten in der Natur und die Einhaltung der Schutzgebietsverordnungen.“ Dabei seien sie stets darauf bedacht, bei Bemerken von Regelverstößen zuerst auf Aufklärung und Information zu setzen – in Form eines freundlichen Gesprächs. Die allermeisten Besucher reagierten darauf mit Verständnis. „Vielen ist nicht bewusst, in welch schützenswerten Naturräumen sie sich befinden. Sie sind dann dankbar, mehr über die Schutzgebiete zu erfahren“, sagen die Ranger Maik Prozeller und Lukas Nietsch. „Es gibt aber leider vereinzelt auch unhöfliche, zum Teil aggressive Reaktionen – das ist sehr frustrierend.“ Nicht nur über Rücksicht auf die Natur, sondern auch über ein respektvolles Miteinander würden sich die Ranger in der Rhön freuen, heißt es.

Autor

Bilder