Beacholleyball: Der Erklärbär Mehr als nur Volleyball am Strand

Beach-Volleyball, Weltmeisterschaft, im Rothenbaum Stadion: Viertelfinale, Männer, Thole/Wickler (Deutschland) - Dalhausser/Lucena (USA). Julius Thole (l) nimmt den Ball neben Clemens Wickler an. Quelle: Unbekannt

 
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Beim dritten Mal übers Netz

Ziel des Spiels ist es, einen Ball über das Netz auf den Boden der gegnerischen Spielfeldhälfte zu spielen oder die gegnerische Mannschaft zu einem Fehler zu zwingen. Seit einer Regeländerung aus dem Jahr 2001 hat das rechteckige Spielfeld eine Fläche von 16 mal 8 Metern (zuvor 18 mal 9 Meter), die komplett mit Sand bedeckt ist. Jedes Team spielt also in einer Hälfte von 8 mal 8 Metern. Damit ist jede Kante einen Meter kürzer als beim Hallenvolleyball. Das Spielfeld wird von fünf Zentimeter breiten Linien aus elastischen Bändern eingegrenzt. Es gibt keine Mittellinie, aber ein Spieler darf die gegnerische Hälfte nur betreten, wenn der Gegner dadurch nicht gestört wird.

In der Mitte wird das Spielfeld durch ein Netz getrennt, das wie beim Hallenvolleyball an der oberen Kante 2,43 m (Männer) oder 2,24 m (Frauen) hoch hängt. Das 8,5 m lange Netz trägt an den seitlichen Rändern jeweils eine Antenne, die genau über der Seitenlinie hängt. Der Ball besteht außen aus einem wasserabweisenden, weichen Material (meistens Kunstleder) und einer Gummiblase im Inneren. Er muss den Bedingungen im Freien wie Wasser und Sand standhalten und sollte helle Farben haben. Mit einem Umfang von 66 bis 68 Zentimetern  und einem Gewicht von 260 bis 280 Gramm  ist er minimal größer als der Hallenvolleyball.  Der Innendruck des Balles ist   allerdings geringer als der des Hallenvolleyballes.

Die Regeln ähneln denen des Hallen-Volleyballs – sind aber eben nicht identisch mit ihnen. Der Ballwechsel beginnt mit dem Aufschlag, der hinter der Grundlinie ausgeführt wird und auf direktem Weg das Netz zwischen den beiden Antennen passieren muss.  Die gegnerische Mannschaft muss freie Sicht auf den aufschlagenden Spieler haben und kann dies bei Bedarf einfordern.   Wenn die annehmende Mannschaft einen Punkt erzielt, wechselt das Aufschlagrecht. Der Spieler des Teams, der zuletzt nicht aufgeschlagen hat, wird neuer Aufschläger und serviert so lange, bis das Aufschlagrecht wieder an den Gegner geht.

Eine Mannschaft muss den Ball spätestens mit der dritten Berührung über das Netz spielen. Der Block zählt dabei – im Gegensatz zum Hallenvolleyball – als erster Ballkontakt, weshalb anschließend nur noch zwei weitere Kontakte erlaubt sind. Die beiden Spieler müssen den Ball abwechselnd berühren. Ausnahmen gibt es nur direkt nach dem Block. Der blockende Spieler darf den Ball ein zweites Mal berühren.  Strafbar ist es auch nicht,   wenn es beim ersten Ballkontakt „innerhalb derselben Aktion“ zu einer Doppelberührung kommt (z. B. von den Armen auf einen anderen Körperteil).  Der Ball darf mit allen Körperteilen gespielt werden.

Wenn es einer Mannschaft nicht gelingt, den Ball ordnungsgemäß zurückzuspielen, erhält der Gegner einen Punkt. Das Rally-Point-System, nach dem eine Mannschaft sowohl bei eigenem als auch bei gegnerischem Aufschlag Punkte erzielen kann, wurde 2001 eingeführt. Ein Ballwechsel endet, wenn einer Mannschaft ein Fehler unterläuft. Also  wenn ein Spieler   den Ball ins Aus –  der Bereich außerhalb der gegnerischen Spielfeldhälfte – schlägt, wenn ein Spieler   den Ball nicht regelkonform übers Netz spielt oder er  in der eigenen Spielfeldhälfte auf den Boden fallen lässt. Gespielt werden  Sätze bis 21 Punkte auf zwei Gewinnsätze. Wenn drei Sätze nötig sind, geht der Tiebreak bis 15.

Das Geheimnis der Handzeichen

Weil Anweisungen eines Trainers  während des Spiels nicht erlaubt sind,  müssen die Spieler eines Teams eine eigene Taktik entwickeln, um sich gegenseitig zu motivieren und konstruktive Kritik zu äußern. Die verbale Kommunikation findet hauptsächlich zwischen den Ballwechseln, während der Auszeiten und in den Satzpausen statt.

Professionelle  Teams sind   meistens so zusammengestellt, dass einer von beiden hauptsächlich auf den Block und der andere auf die Annahme spezialisiert ist. Wer beides gleichermaßen beherrscht, wird als Universalspieler bezeichnet. Um ihre Strategie zu kommunizieren, haben die Spieler ein einfaches System aus Handzeichen entwickelt. Vor dem Aufschlag zeigt der im Feld stehende Spieler seinem Partner mit den Fingern hinter dem Rücken an, wie der Block gestellt wird und in welche Richtung bzw. auf welchen der beiden gegnerischen Spieler der Aufschlag gehen soll.   Die beiden Hände beziehen sich dabei üblicherweise auf die beiden Gegenspieler. Dabei sind folgende Zeichen weit verbreitet: Ein gestreckter Finger: Der gegnerische Angreifer wird parallel zur Seitenlinie geblockt und der Abwehrspieler wehrt die diagonal geschlagenen Bälle ab. Zwei gestreckte Finger (siehe Foto): Der gegnerische Angreifer wird in der Diagonalen geblockt und der Abwehrspieler muss den Rest des Feldes abdecken. Die ganze Hand gestreckt: Der Spieler am Netz führt den Block offensiv aus. Faust: Der Block wird nur angetäuscht und der Blockspieler zieht sich ins Feld zurück.

Zusätzlich zu den Handzeichen werden auch noch kurze Kommandos benutzt, um dem Mitspieler Anweisungen für dessen Angriff zu geben.  Die häufigsten Anweisungen sind die im Angriff verwendeten „line“ (longline), „cross“ (diagonal geschlagener Angriff), „shot“ (über den Block auf die Linie spielen) und „cut“ (kurze, diagonale Finte), auch in Kombination mit „over“ (es wird geblockt, also muss der Angriff über den Block hinüber erfolgen).

Eine taktische Besonderheit beim Blocken ist der sogenannte Fake Block (englisch: fake = getäuscht), bei dem der Spieler sich zunächst am Netz zum Block positioniert, sich dann aber in die Abwehr zurückzieht. Diese Taktik ist bei den Frauen häufiger zu beobachten. Absprachen sind auch bei der Annahme wichtig. Insbesondere bei Bällen, die in die Mitte der eigenen Spielfeldhälfte kommen, müssen die Spieler klären, wer den Ball annimmt. Dieser Bereich wird in Anspielung auf Streit zwischen Ehepartnern als „Husband and Wife-Zone“ bezeichnet.

Vom Strand zu Olympia

Beachvolleyball   ist eine olympische Mannschaftssportart aus der Gruppe der Rückschlagspiele. Der Name setzt sich aus dem  englischen Wort Beach = Strand und Volleyball zusammen. Es stehen sich zwei Mannschaften mit jeweils zwei Spielern auf einem Spielfeld aus Sand gegenüber, das durch ein Netz geteilt ist.

Vom Volleyball in der Halle unterscheidet sich diese Sportart vor allem durch die Anzahl der Spieler, die Beschaffenheit des Spielfelds und die geringere Spieldauer. Angesichts der anderen Bedingungen, die die Beachvolleyball-Regeln vorgeben, haben sich technische Eigenheiten, die in der Halle nicht zu sehen sind, wie zum Beispiel der Pokeshot entwickelt. Beachvolleyball entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten.

Im Laufe der Zeit wurde die Sportart immer weiter professionalisiert, um das Image als reiner Freizeitsport abzulegen. Verdienen kann man als Profi mittlerweile auch sehr gut. Bei den Olympischen Spielen 1996 gehörte Beachvolleyball erstmals zum offiziellen Programm und 1997 fand in Los Angeles die erste offizielle Weltmeisterschaft statt. Seit den frühen Zeiten dominieren Teams aus den Vereinigten Staaten und Brasilien diese Sportart, aber mittlerweile feiern auch andere Nationen Erfolge, darunter Deutschland mit zwei Olympiasiegen. 

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